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Différences entre les versions de « Eugène Wallner »

De Commission Historique
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Am 28. Juli 1941 wurde Eugène Wallner in die Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld verbracht. Die Jahre in der Anstalt scheinen gänzlich von seiner Krankheit im Sinne einer „senilen Depression“ bestimmt gewesen zu sein, wie der behandelnde Arzt Eugène Wallners Zustand nach zweiwöchigem Aufenthalt zusammenfasste und erläuternd hinzufügte: „Ausfälle der geistigen Leistungen“, [h]ypochondrische Wahnideen“ und „Affektlabilität“.€€€  „Bericht nach 14 Tagen“ vom 11.08.1941, Personalbogen, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Vor allem die nicht korrigierbare Vorstellung, an diversen schweren Krankheiten zu leiden, findet sich immer wieder in den Eintragungen der Krankengeschichte: „Ich hätte eigentlich in die Chirurgische Klinik gehen sollen. Ich habe einen Schlaganfall im höchsten Grade. Ich kann nicht schlafen. Ich kann mein Leben jede Minute aufgeben. Der Schlag gehört abgetötet, Morgens und Abends eine Spritze.“€€€„Ärztlicher Befund“ vom 28.07.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Oder an anderer Stelle: „Ich habe Herzklopfen. Ich zittere vor Wut. Ich bin verloren.“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 16.08.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Zunächst war er in den Augen des Personal ein „ziemlich ruhiger seniler Kranker“.€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 11.10.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Dies veränderte sich im Jahr 1942 zunehmend. So wurde in der ärztlichen Dokumentation der Krankengeschichte notiert: „Queruliert wegen dem Essen. Von dem rauen Brot bekommt er einen blutigen Rachen. Er verlangt mehr zu essen, damit er das raue Brot weglassen kann. Er glaubt, dass er sterben muss.“ Mehrfach wurde vermerkt, dass er „jammere“. Eugène Wallner sagte über sich selbst: „Sein Verstand ist noch gut, ist noch massiv.“ Und weiter: „Sterben tut niemand gern. Ich habe einen harten bösen Tod auf mir. Ich will mehr zu essen haben, dicke Sachen. Ich muss Schleim spucken, alles kommt von dem harten Brot.“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 16.06.1942, Personalbogen, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Glaubt man der Akte, so nahmen die Unruhezustände weiter zu und er wurde mit seinen Klagen und Beschwerden zunehmend als Belastung für das Personal im Anstaltsalltag beschrieben. Zu Beginn des Jahres 1943 „klagt[e]“ Eugène Wallner „dauernd über Misshandlungen“ und äußerte den Wunsch nach Entlassung. „Er könne jede Arbeit verrichten. Er glaubt man wolle ihn lebenslang einsperren [,] „in Gefangenschaft hineintreiben“. Man habe ihn im Saal herumgeschlagen und herumgestoßen.“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 5.01.1943, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Ob seine wiederholten Schilderungen von physischer Gewalterfahrung durch das Personal oder andere Kranke als Teil seiner psychotischen Symptomatik zu verstehen sind oder einen realen Hintergrund hatten, bleibt offen – denkbar ist jedenfalls beides.
Am 28. Juli 1941 wurde Eugène Wallner in die Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld verbracht. Die Jahre in der Anstalt scheinen gänzlich von seiner Krankheit im Sinne einer „senilen Depression“ bestimmt gewesen zu sein, wie der behandelnde Arzt Eugène Wallners Zustand nach zweiwöchigem Aufenthalt zusammenfasste und erläuternd hinzufügte: „Ausfälle der geistigen Leistungen“, [h]ypochondrische Wahnideen“ und „Affektlabilität“.€€€  „Bericht nach 14 Tagen“ vom 11.08.1941, Personalbogen, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Vor allem die nicht korrigierbare Vorstellung, an diversen schweren Krankheiten zu leiden, findet sich immer wieder in den Eintragungen der Krankengeschichte: „Ich hätte eigentlich in die Chirurgische Klinik gehen sollen. Ich habe einen Schlaganfall im höchsten Grade. Ich kann nicht schlafen. Ich kann mein Leben jede Minute aufgeben. Der Schlag gehört abgetötet, Morgens und Abends eine Spritze.“€€€„Ärztlicher Befund“ vom 28.07.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Oder an anderer Stelle: „Ich habe Herzklopfen. Ich zittere vor Wut. Ich bin verloren.“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 16.08.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Zunächst war er in den Augen des Personal ein „ziemlich ruhiger seniler Kranker“.€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 11.10.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Dies veränderte sich im Jahr 1942 zunehmend. So wurde in der ärztlichen Dokumentation der Krankengeschichte notiert: „Queruliert wegen dem Essen. Von dem rauen Brot bekommt er einen blutigen Rachen. Er verlangt mehr zu essen, damit er das raue Brot weglassen kann. Er glaubt, dass er sterben muss.“ Mehrfach wurde vermerkt, dass er „jammere“. Eugène Wallner sagte über sich selbst: „Sein Verstand ist noch gut, ist noch massiv.“ Und weiter: „Sterben tut niemand gern. Ich habe einen harten bösen Tod auf mir. Ich will mehr zu essen haben, dicke Sachen. Ich muss Schleim spucken, alles kommt von dem harten Brot.“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 16.06.1942, Personalbogen, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Glaubt man der Akte, so nahmen die Unruhezustände weiter zu und er wurde mit seinen Klagen und Beschwerden zunehmend als Belastung für das Personal im Anstaltsalltag beschrieben. Zu Beginn des Jahres 1943 „klagt[e]“ Eugène Wallner „dauernd über Misshandlungen“ und äußerte den Wunsch nach Entlassung. „Er könne jede Arbeit verrichten. Er glaubt man wolle ihn lebenslang einsperren [,] „in Gefangenschaft hineintreiben“. Man habe ihn im Saal herumgeschlagen und herumgestoßen.“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 5.01.1943, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Ob seine wiederholten Schilderungen von physischer Gewalterfahrung durch das Personal oder andere Kranke als Teil seiner psychotischen Symptomatik zu verstehen sind oder einen realen Hintergrund hatten, bleibt offen – denkbar ist jedenfalls beides.


Der letzte Eintrag in der Krankengeschichte in Stephansfeld am 5. Januar 1944 stellt lapidar fest: „Zustand unverändert“.€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 5.01.1944, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Gegen Ende des Jahres 1943 war in den elsässischen Heil- und Pflegeanstalten Stephansfeld und Hördt die Vollbelegung erreicht worden und es zeichnete sich Bettenknappheit ab. Daher ordnete der oberste badische Medizinalbeamte, Ludwig Sprauer (1884-1962) an, jeweils 50 Patienten aus den beiden Anstalten nach in die hessische Anstalt Hadamar zu verlegen. Am 5. Januar 1944 wurden die 100 Patienten in einer über 22-stündigen Zugreise nach Hadamar deportiert.  Dazu gehörte auch Eugène Wallner. Wie er die Verlegung erlebt hat, bleibt im Dunkeln. In Hadamar angekommen ist am 1. Februar in der Krankenakte zu lesen: „Zerfiel in den letzten Tagen rapid. [...] Ganz schwach. Heute morgen Kollaps.“  Und einen Tag später: „Erholt sich nicht mehr. Heute Exitus an Marasmus senilis“  In der Sterbeurkunde wurde als Todesursache „Altersschwäche“ angegeben.  Dies war eine gängige Diagnose in dieser Phase der Krankenmorde, die den Angehörigen einen natürlichen Tod suggerieren sollte. Die Anstalt Hadamar hatte in dieser Zeit eine Sterberate von über 70 Prozent. Ob es sich bei dem angegebenen Datum tatsächlich um den Tag der Ermordung handelt, muss offenbleiben, da der Todeszeitpunkt ebenfalls oft gefälscht wurde.  Außer diesen fragwürdigen Angaben ist über die letzten Lebenstage Eugène Wallner nichts zu erfahren.
Der letzte Eintrag in der Krankengeschichte in Stephansfeld am 5. Januar 1944 stellt lapidar fest: „Zustand unverändert“.€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 5.01.1944, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Gegen Ende des Jahres 1943 war in den elsässischen Heil- und Pflegeanstalten Stephansfeld und Hördt die Vollbelegung erreicht worden und es zeichnete sich Bettenknappheit ab.€€€Heinz Faulstich, ''Hungersterben in der Psychiatrie 1914-1949 mit einer Topographie der NS-Psychiatrie'' (Freiburg im Breisgau: Lambertus, 1998). S. 362.€€€ Daher ordnete der oberste badische Medizinalbeamte, Ludwig Sprauer (1884-1962) an, jeweils 50 Patienten aus den beiden Anstalten nach in die hessische Anstalt Hadamar zu verlegen. Am 5. Januar 1944 wurden die 100 Patienten in einer über 22-stündigen Zugreise nach Hadamar deportiert.  Dazu gehörte auch Eugène Wallner. Wie er die Verlegung erlebt hat, bleibt im Dunkeln. In Hadamar angekommen ist am 1. Februar in der Krankenakte zu lesen: „Zerfiel in den letzten Tagen rapid. [...] Ganz schwach. Heute morgen Kollaps.“  Und einen Tag später: „Erholt sich nicht mehr. Heute Exitus an Marasmus senilis“  In der Sterbeurkunde wurde als Todesursache „Altersschwäche“ angegeben.  Dies war eine gängige Diagnose in dieser Phase der Krankenmorde, die den Angehörigen einen natürlichen Tod suggerieren sollte. Die Anstalt Hadamar hatte in dieser Zeit eine Sterberate von über 70 Prozent. Ob es sich bei dem angegebenen Datum tatsächlich um den Tag der Ermordung handelt, muss offenbleiben, da der Todeszeitpunkt ebenfalls oft gefälscht wurde.  Außer diesen fragwürdigen Angaben ist über die letzten Lebenstage Eugène Wallner nichts zu erfahren.
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Version du 13 octobre 2021 à 09:55


Eugène Wallner
Prénom Eugène
Nom Wallner
Sexe masculin
Naissance 24 mai 1879 (Strasbourg)
Décès 2 février 1944 (Hadamar)
Profession du père Tagner

Identités Eugen Alfred Wallner


„Ich bin jetzt einsam, deswegen lass ich den Mut nicht sinken.“

Eugène Alfred Wallner (24. Mai 1879 – 2. Februar 1944)

Eugène (Eugen) Alfred Wallner ist eines der drei „Euthanasie“-Opfer aus dem Elsass, deren Weg durch die Institutionen mit der Aufnahme in der Psychiatrischen Klinik des Straßburger Bürgerspitals 1941 ihren Ausgangspunkt genommen hatte und deren Identität durch die Arbeit der Kommission identifiziert werden konnte. Nach der vorangegangenen völkerrechtswidrigen Annexion des Elsass im November 1940 wurden auch die psychiatrischen Versorgungsstrukturen reorganisiert. Die Klinik wurde zunächst von dem Elsässer Charles Buhecker (1903-1989) kommissarisch geleitet. Zum 1. April 1941 wurden alle Kliniken des Bürgerspitals offiziell der Verwaltung des Chefs der Zivilverwaltung Elsass unterstellt,€€€AVES, 7 AH 008, n. pag. [fot. 79]€€€ und die „Reichsuniversität“ Straßburg am 23. November 1941 inauguriert. Auf den Lehrstuhl für Psychiatrie und Neurologie wurde August Bostroem(1886-1944) berufen, der faktisch zum Wintersemester 1942/43 vor Ort war.€€€Reichsuniversität Straßburg. Personal- und Vorlesungsverzeichnis. Wintersemester 1942/43. Heitz&Co, Strassburg, 1943, S. 37.€€€ Zur Versorgung chronisch kranker Psychiatriepatient*innen verblieben nach der Eingliederung ins Gau Baden-Elsass die zwei in der Straßburger Peripherie gelegenen Heil-und Pflegeanstalten Stephansfeld und Hördt. Rund 15 Prozent der in die Psychiatrische Klinik der RUS aufgenommenen Patient*innen wurden in den Jahren 1941-1944 in die Anstalt Stephansfeld verlegt.€€€Münch, Lea: Von Straßburg nach Hadamar. NS-Psychiatrie und Patient*innenschicksale im Elsass. In: Bonah/Schmaltz/Weindling: RUS-Sammelband.€€€ Eugène Wallner wurde im Winter 1944 in der Heil- und Pflegeanstalt Hadamar ermordet.€€€Sterbeurkunde von Eugène Wallner, Akte Nr. 105/1944, ITS Digital Archive, Arolsen Archives, 2.2.2.2, Dok. 76896163€€€

Biographie

Der 51-jährige Eugène Wallner kam auf Anraten eines niedergelassenen Arztes am 21. Mai 1941 in die Psychiatrische Klinik der „Reichsuniversität“ Straßburg. Dort notierte der behandelnde Arzt Frey [Querverweis zu Bio im Wiki] kurz und knapp den folgenden Befund: „leichter Erregungszustand, spricht zusammenhangslos, hypochondrische Ideen“. Weiterhin wurde vermerkt: „gibt keinen Alkoholmissbrauch zu, aber es scheint nicht zu stimmen.“ Erklärend wurde hinzugefügt, wie man zu diesem Schluss kam: „Tremor der Extremitäten“.€€€Anamnese, undatiert, ADHVS Psychiatrische Krankenakte RUS Wallner, Eugen; nicht nummeriert (1941)€€€ Eine Verbesserung seines Gesundheitszustandes wurde während des Klinikaufenthalts nicht erreicht, sodass er am 28. Juli 1941 mit der Diagnose „Senile Psychose“ in die Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld überwiesen wurde.€€€Aktendeckel, ADHVS Psychiatrische Krankenakte RUS Wallner, Eugen; nicht nummeriert (1941)€€€ Glaubt man dem Untersuchungsbefund, muss man sich Eugène Wallner als vorzeitig gealterten, bereits gebrechlichen Mann, mit weißen Haaren und vornübergebeugter Haltung vorstellen.€€€Körperliche Untersuchung vom 30.07.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Ein Foto enthält die Krankenakte nicht.

Eugène Wallner wurde am 24. Mai 1879 in damals zum deutschen Kaiserreich gehörenden Straßburg geboren.€€€Acte de naissance d’Eugène Wallner, Acte n°1589/1879, Archives départementales du Bas-Rhin, État civil de Strasbourg, 4E482/97, 4E482/98.€€€ Sein Vater Guillaume (Wilhelm) Wallner stammte aus Rixsingen in Lothringen (Réchicourt-le-Château) und seine Mutter Célestine, geborene Adam, kam aus dem heute zu Straßburg gehörigen Ortsteil Schiltigheim. Er hatte vier Geschwister, darunter auch eine Zwillingsschwester, Emilie Maria und die Familie lebte in der Metzgergießen 30 (rue des bouchers) in Strasbourg.€€€Acte de naissance d’Emilie Maria Wallner, Acte n°1588/1879, Archives départementales du Bas-Rhin, État civil de Strasbourg, 4E482/97, 4E482/98.€€€ Vielmehr ist nicht über sein Leben vor seiner Erkrankung zu erfahren – zuletzt war der ledige Tagelöhner „ohne festen Wohnsitz“.€€€Personalbogen, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Einmal von einem Arzt nach dem Grund gefragt, warum er nicht geheiratet habe, antwortete er: „ich habe einmal was gehabt, aber dann haben sie mit Schikanen gesucht, dann hab ich’s gehen lassen. Jetzt bin ich einsam, deswegen lass ich den Mut nicht sinken.“ Zuletzt habe er Gelegenheitsarbeiten verrichtet, „half beim Schneeschaufeln usw.“ Manchmal habe er auch gar keine Arbeit gefunden. „Es ist mir vorgekommen, dass ich unter der Brücke geschlafen habe, oder bei der Polizei“. Die restliche Dokumentation seines Lebenslaufs erschöpft sich in dem knappen Vermerk: „hat immer unregelmässig gearbeitet“.€€€Anamnese vom 30.7.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Der zu jeder Krankenakte gehörige Personalbogen verrät, dass er zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Psychiatrie „keine Angehörigen mehr“ gehabt hat. Neben dieser Angabe ist auch diejenige über seinen Zivilstand mit einem roten Stift unterstrichen.€€€Personalbogen, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Dem entgegen steht die Eintragung auf den nachfolgenden Seiten des „Zeugnis für die Ortspolizeibehörde über die Aufnahme in eine öffentliche Irrenanstalt“, wo Folgendes zu lesen ist „in Grafenstaden soll noch ein Bruder des Erkrankten wohnhaft sein. Dessen Anschrift ist nicht bekannt.“€€€Zeugnis der Ortspolizeibehörde über Aufnahme in eine öffentliche oder private Irrenanstalt vom 5.06.1941 [Unterschrift unleserlich], Personalbogen, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€

Am 28. Juli 1941 wurde Eugène Wallner in die Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld verbracht. Die Jahre in der Anstalt scheinen gänzlich von seiner Krankheit im Sinne einer „senilen Depression“ bestimmt gewesen zu sein, wie der behandelnde Arzt Eugène Wallners Zustand nach zweiwöchigem Aufenthalt zusammenfasste und erläuternd hinzufügte: „Ausfälle der geistigen Leistungen“, [h]ypochondrische Wahnideen“ und „Affektlabilität“.€€€ „Bericht nach 14 Tagen“ vom 11.08.1941, Personalbogen, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Vor allem die nicht korrigierbare Vorstellung, an diversen schweren Krankheiten zu leiden, findet sich immer wieder in den Eintragungen der Krankengeschichte: „Ich hätte eigentlich in die Chirurgische Klinik gehen sollen. Ich habe einen Schlaganfall im höchsten Grade. Ich kann nicht schlafen. Ich kann mein Leben jede Minute aufgeben. Der Schlag gehört abgetötet, Morgens und Abends eine Spritze.“€€€„Ärztlicher Befund“ vom 28.07.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Oder an anderer Stelle: „Ich habe Herzklopfen. Ich zittere vor Wut. Ich bin verloren.“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 16.08.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Zunächst war er in den Augen des Personal ein „ziemlich ruhiger seniler Kranker“.€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 11.10.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Dies veränderte sich im Jahr 1942 zunehmend. So wurde in der ärztlichen Dokumentation der Krankengeschichte notiert: „Queruliert wegen dem Essen. Von dem rauen Brot bekommt er einen blutigen Rachen. Er verlangt mehr zu essen, damit er das raue Brot weglassen kann. Er glaubt, dass er sterben muss.“ Mehrfach wurde vermerkt, dass er „jammere“. Eugène Wallner sagte über sich selbst: „Sein Verstand ist noch gut, ist noch massiv.“ Und weiter: „Sterben tut niemand gern. Ich habe einen harten bösen Tod auf mir. Ich will mehr zu essen haben, dicke Sachen. Ich muss Schleim spucken, alles kommt von dem harten Brot.“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 16.06.1942, Personalbogen, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Glaubt man der Akte, so nahmen die Unruhezustände weiter zu und er wurde mit seinen Klagen und Beschwerden zunehmend als Belastung für das Personal im Anstaltsalltag beschrieben. Zu Beginn des Jahres 1943 „klagt[e]“ Eugène Wallner „dauernd über Misshandlungen“ und äußerte den Wunsch nach Entlassung. „Er könne jede Arbeit verrichten. Er glaubt man wolle ihn lebenslang einsperren [,] „in Gefangenschaft hineintreiben“. Man habe ihn im Saal herumgeschlagen und herumgestoßen.“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 5.01.1943, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Ob seine wiederholten Schilderungen von physischer Gewalterfahrung durch das Personal oder andere Kranke als Teil seiner psychotischen Symptomatik zu verstehen sind oder einen realen Hintergrund hatten, bleibt offen – denkbar ist jedenfalls beides.

Der letzte Eintrag in der Krankengeschichte in Stephansfeld am 5. Januar 1944 stellt lapidar fest: „Zustand unverändert“.€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 5.01.1944, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 157, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 407€€€ Gegen Ende des Jahres 1943 war in den elsässischen Heil- und Pflegeanstalten Stephansfeld und Hördt die Vollbelegung erreicht worden und es zeichnete sich Bettenknappheit ab.€€€Heinz Faulstich, Hungersterben in der Psychiatrie 1914-1949 mit einer Topographie der NS-Psychiatrie (Freiburg im Breisgau: Lambertus, 1998). S. 362.€€€ Daher ordnete der oberste badische Medizinalbeamte, Ludwig Sprauer (1884-1962) an, jeweils 50 Patienten aus den beiden Anstalten nach in die hessische Anstalt Hadamar zu verlegen. Am 5. Januar 1944 wurden die 100 Patienten in einer über 22-stündigen Zugreise nach Hadamar deportiert. Dazu gehörte auch Eugène Wallner. Wie er die Verlegung erlebt hat, bleibt im Dunkeln. In Hadamar angekommen ist am 1. Februar in der Krankenakte zu lesen: „Zerfiel in den letzten Tagen rapid. [...] Ganz schwach. Heute morgen Kollaps.“ Und einen Tag später: „Erholt sich nicht mehr. Heute Exitus an Marasmus senilis“ In der Sterbeurkunde wurde als Todesursache „Altersschwäche“ angegeben. Dies war eine gängige Diagnose in dieser Phase der Krankenmorde, die den Angehörigen einen natürlichen Tod suggerieren sollte. Die Anstalt Hadamar hatte in dieser Zeit eine Sterberate von über 70 Prozent. Ob es sich bei dem angegebenen Datum tatsächlich um den Tag der Ermordung handelt, muss offenbleiben, da der Todeszeitpunkt ebenfalls oft gefälscht wurde. Außer diesen fragwürdigen Angaben ist über die letzten Lebenstage Eugène Wallner nichts zu erfahren.


Repères

Localisations

Nationalités

  • Alsacien (1879 - 1944)
  • Allemand (1879 - 1919)
  • Français (1919 - 1944)
  • Alsacien (1879 - 1944)
  • Allemand (1879 - 1919)
  • Français (1919 - 1944)

Confessions

  • Catholique
  • Catholique

Publications

1879-05-24T00:00:00Z
Vie privée
Naissance
1944-02-02T00:00:00Z
Vie privée
Décès
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Références