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Différences entre les versions de « François Georges Willig »

De Commission Historique
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Beginn der Dokumentation seiner (Kranken-) Geschichte war im Sommer 1941. Der 53-jährige lebte zu diesem Zeitpunkt in der „Chronischen Abteilung“ der Straßburger Medizinischen Universitätsklinik C – eine Art Altenheim, das damals unter der kommissarischen Leitung von dem elsässischen Arzt [[Édouard Nonnenmacher]] (1891-?) und dessen Assistent [[Auguste Lieber]] (1914-1987) stand. Dort erachtete der zuständige Assistenzarzt eine Aufnahme in die Psychiatrische Universitätsklinik als unabdingbar und notierte kurz, dass Franz Willig an „Paranoia“ leide und für „seine Umgebung gefährlich“ sei.€€€Überweisungsbrief der Medizinischen Universitätsklinik C an die Psychiatrische Klinik vom 17.7.1941, ADHVS Psychiatrische Krankenakte RUS Willig, Franz Georg Nr. 27/39 (1941)€€€ In der Psychiatrischen Klinik angekommen wurde eine Schizophrenie diagnostiziert, die sich laut dem kommissarischen Chefarzt in „manischem Erregungszustand“, „Verfolgungswahnideen“ und „Intelligenzstörungen“ äußerte.€€€Schreiben des kommissarischen Chefarztes der Psychiatrischen Klinik an das Städtische Gesundheitsamt Strassburg vom 17.07.1941, ADHVS Psychiatrische Krankenakte RUS Willig, Franz Georg Nr. 27/39 (1941)€€€ Über möglicherweise stattgefundene Therapieversuche schweigt die Akte. Am 8. September 1941 wurde Franz Georg Willig in die Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld überführt.€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 8.9.1941, ADHVS Psychiatrische Krankenakte RUS Willig, Franz Georg Nr. 27/39 (1941)€€€ Dort notierte man vorerst nur knapp: „Verfolgungsideen, Konservierung einer gewissen Affektstarre“.€€€Aufnahmebefund vom 8.9.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ In einem späteren Gutachten nannte der ausstellende Arzt Dr. Durckard weiterhin „verschrobene Gedankengänge“, „Sinnestäuschungen“ und „Neigung zur Eigenbeziehung“ als Symptome der Schizophrenie und beschrieb ihn als „autistisch“ und „gelegentlich gewalttätig“.€€€„Ärztliches Gutachten zu dem Antrag auf Invalidenrente vom 5.12.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Infolge einer zusätzlichen angeborenen Erkrankung der Hüftgelenke wurde ein „watschelnder Gang“€€€Körperliche Untersuchung undatiert, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ beschrieben sowie er als „Invalide“ und arbeitsunfähig kategorisiert. Daher bezog er eine spärliche Invalidenrente, von der die Pflegekosten in der Anstalt beglichen wurden.€€€Mitteilung der Landesversicherungsanstalt Baden vom 12.3.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ In Stephansfeld wurde er im Sommer 1942 „versuchsweise“ in der anstaltseigenen Schusterwerkstatt beschäftigt, was aber scheinbar nicht auf Dauer gelang.€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 20.6.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ In der Akte wurde dokumentiert „arbeitet nicht“  oder „untätig“.€€€Bericht nach 14 Tagen vom 22.9.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Ansonsten ist über seinen Alltag in der Heil- und Pflegeanstalt wenig zu erfahren. Das ärztliche Personal beschrieb den „breitschultrigen Mann“ mit der „sehr lebhafte[n] Pantominik“€€€Körperliche Untersuchung undatiert, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ als „leicht erregbaren Kranken“,€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 28.10.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ der „häufige€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 9.6.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Schimpfanfälle“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 29.1.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ gehabt habe. Im Januar 1942 gab man den Inhalt der erwähnten „Schimpfanfälle“ folgendermaßen wider: „Da stehen die Herren von Addabanum, Adibena. Wenn ich da hinaus schaue, entfernt sich der Horizont. Da stehe ich, Gott helfe mir, Amen. Schicken sie es nach Lissabon. Einen Kaffee haben wir gehabt, man stirbt, wenn man es trinkt. Wo bleibst du Menschenherz? Wenn sie einmal einen Kurs gemacht haben als Samariter nicht als Menschenumbringer. O Menschenherz, wie tief bist du gesunken!“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 29.1.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Einige Monate später heißt es im Anschluss der Wiedergabe einer ähnlichen Rede: „Kommt immer mehr in Erregung, schreit.“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 9.6.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Er wurde vom Anstaltspersonal durchweg als störend wahrgenommen: „Queruliert mit einem anderen Kranken des Saales.“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 5.1.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Die Versuche des Personals Franz Georg Willig sedierende Medikamente zu verabreichen, gestalteten sich schwierig, da er unter für schizophrene Erkrankungen typischen Vergiftungswahn litt: „Beim Austeilen der Schlafmittel wird [er] erregt, schreit den anderen Kranken zu, die Schlafmittel nicht einzunehmen da es vergiftet sei.“  Weitere therapeutische Versuche wurden in Stephansfeld nicht unternommen. Ob dies aufgrund der Kategorisierung als „alte Schizophrenie“ unterblieb, wobei man in solchen chronischen Verläufen generell wenig Erfolgsaussichten konstatierte, kann nur gemutmaßt werden. Die Eintragungen in die Krankengeschichte im Jahr 1943 sind mehr als spärlich: „Immer gereizt und feindselig.“  Vor seiner Verlegung am 5. Januar 1944 wurde dort lediglich festgehalten: „Unveränderter Zustand. Schreit oft. Zu keiner Beschäftigung zu bewegen.“   
Beginn der Dokumentation seiner (Kranken-) Geschichte war im Sommer 1941. Der 53-jährige lebte zu diesem Zeitpunkt in der „Chronischen Abteilung“ der Straßburger Medizinischen Universitätsklinik C – eine Art Altenheim, das damals unter der kommissarischen Leitung von dem elsässischen Arzt [[Édouard Nonnenmacher]] (1891-?) und dessen Assistent [[Auguste Lieber]] (1914-1987) stand. Dort erachtete der zuständige Assistenzarzt eine Aufnahme in die Psychiatrische Universitätsklinik als unabdingbar und notierte kurz, dass Franz Willig an „Paranoia“ leide und für „seine Umgebung gefährlich“ sei.€€€Überweisungsbrief der Medizinischen Universitätsklinik C an die Psychiatrische Klinik vom 17.7.1941, ADHVS Psychiatrische Krankenakte RUS Willig, Franz Georg Nr. 27/39 (1941)€€€ In der Psychiatrischen Klinik angekommen wurde eine Schizophrenie diagnostiziert, die sich laut dem kommissarischen Chefarzt in „manischem Erregungszustand“, „Verfolgungswahnideen“ und „Intelligenzstörungen“ äußerte.€€€Schreiben des kommissarischen Chefarztes der Psychiatrischen Klinik an das Städtische Gesundheitsamt Strassburg vom 17.07.1941, ADHVS Psychiatrische Krankenakte RUS Willig, Franz Georg Nr. 27/39 (1941)€€€ Über möglicherweise stattgefundene Therapieversuche schweigt die Akte. Am 8. September 1941 wurde Franz Georg Willig in die Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld überführt.€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 8.9.1941, ADHVS Psychiatrische Krankenakte RUS Willig, Franz Georg Nr. 27/39 (1941)€€€ Dort notierte man vorerst nur knapp: „Verfolgungsideen, Konservierung einer gewissen Affektstarre“.€€€Aufnahmebefund vom 8.9.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ In einem späteren Gutachten nannte der ausstellende Arzt Dr. Durckard weiterhin „verschrobene Gedankengänge“, „Sinnestäuschungen“ und „Neigung zur Eigenbeziehung“ als Symptome der Schizophrenie und beschrieb ihn als „autistisch“ und „gelegentlich gewalttätig“.€€€„Ärztliches Gutachten zu dem Antrag auf Invalidenrente vom 5.12.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Infolge einer zusätzlichen angeborenen Erkrankung der Hüftgelenke wurde ein „watschelnder Gang“€€€Körperliche Untersuchung undatiert, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ beschrieben sowie er als „Invalide“ und arbeitsunfähig kategorisiert. Daher bezog er eine spärliche Invalidenrente, von der die Pflegekosten in der Anstalt beglichen wurden.€€€Mitteilung der Landesversicherungsanstalt Baden vom 12.3.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ In Stephansfeld wurde er im Sommer 1942 „versuchsweise“ in der anstaltseigenen Schusterwerkstatt beschäftigt, was aber scheinbar nicht auf Dauer gelang.€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 20.6.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ In der Akte wurde dokumentiert „arbeitet nicht“  oder „untätig“.€€€Bericht nach 14 Tagen vom 22.9.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Ansonsten ist über seinen Alltag in der Heil- und Pflegeanstalt wenig zu erfahren. Das ärztliche Personal beschrieb den „breitschultrigen Mann“ mit der „sehr lebhafte[n] Pantominik“€€€Körperliche Untersuchung undatiert, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ als „leicht erregbaren Kranken“,€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 28.10.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ der „häufige€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 9.6.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Schimpfanfälle“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 29.1.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ gehabt habe. Im Januar 1942 gab man den Inhalt der erwähnten „Schimpfanfälle“ folgendermaßen wider: „Da stehen die Herren von Addabanum, Adibena. Wenn ich da hinaus schaue, entfernt sich der Horizont. Da stehe ich, Gott helfe mir, Amen. Schicken sie es nach Lissabon. Einen Kaffee haben wir gehabt, man stirbt, wenn man es trinkt. Wo bleibst du Menschenherz? Wenn sie einmal einen Kurs gemacht haben als Samariter nicht als Menschenumbringer. O Menschenherz, wie tief bist du gesunken!“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 29.1.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Einige Monate später heißt es im Anschluss der Wiedergabe einer ähnlichen Rede: „Kommt immer mehr in Erregung, schreit.“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 9.6.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Er wurde vom Anstaltspersonal durchweg als störend wahrgenommen: „Queruliert mit einem anderen Kranken des Saales.“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 5.1.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Die Versuche des Personals Franz Georg Willig sedierende Medikamente zu verabreichen, gestalteten sich schwierig, da er unter für schizophrene Erkrankungen typischen Vergiftungswahn litt: „Beim Austeilen der Schlafmittel wird [er] erregt, schreit den anderen Kranken zu, die Schlafmittel nicht einzunehmen da es vergiftet sei.“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 20.9.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Weitere therapeutische Versuche wurden in Stephansfeld nicht unternommen. Ob dies aufgrund der Kategorisierung als „alte Schizophrenie“ unterblieb, wobei man in solchen chronischen Verläufen generell wenig Erfolgsaussichten konstatierte, kann nur gemutmaßt werden. Die Eintragungen in die Krankengeschichte im Jahr 1943 sind mehr als spärlich: „Immer gereizt und feindselig.“  Vor seiner Verlegung am 5. Januar 1944 wurde dort lediglich festgehalten: „Unveränderter Zustand. Schreit oft. Zu keiner Beschäftigung zu bewegen.“   


Am 6. Januar 1944 erhielt einer seiner Brüder – Auguste Willig – der in Straßburg-Neuhof wohnte, aus der Anstalt Hadamar in Hessen ein Schreiben. Es informierte ihn knapp: „Ihr Bruder Franz Georg Willig wurde heute in die hiesige Anstalt verlegt. Infolge der schwierigen Verkehrsverhältnisse bitten wir, zu Besuchen besondere Genehmigung der Anstaltsleitung einzuholen.“  Dies hatte folgenden Hintergrund. Gegen Ende des Jahres 1943 war in den elsässischen Heil- und Pflegeanstalten Stephansfeld und Hördt die Vollbelegung erreicht worden und es zeichnete sich Bettenknappheit ab.  Daher ordnete der oberste badische Medizinalbeamte, Ludwig Sprauer (1884-1962) an, jeweils 50 Patienten aus den beiden Anstalten nach in die hessische Anstalt Hadamar zu verlegen. Am 5. Januar 1944 wurden die 100 Patienten in einer über 22-stündigen Zugreise nach Hadamar deportiert.  Bald darauf erreichte Auguste Willig die Nachricht vom Tod seines Bruders: „Zu unserem Bedauern müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass ihr Bruder Franz Georg Willig [...] heute in der hiesigen Anstalt verstorben ist. Die Beisetzung erfolgt auf unserem Anstaltsfriedhof.“  Franz Georg Willig verstarb angeblich am 12. Februar 1944 um 6 Uhr 30 im Rahmen der „dezentralen Euthanasie“, nachdem ihm aller Wahrscheinlichkeit nach am Vorabend eine Überdosis Barbiturate verabreicht worden war. Zur Verschleierung des Mordes wurde als offizielle Todesursache wurde „Darmgrippe“ eingetragen.  Dies war eine gängige Diagnose in dieser Phase der Krankenmorde, die den Angehörigen einen natürlichen Tod suggerieren sollte. Die Anstalt Hadamar hatte in dieser Zeit eine Sterberate von über 70 Prozent. Ob es sich bei dem angegebenen Datum tatsächlich um den Tag der Ermordung handelt, muss offenbleiben, da der Todeszeitpunkt ebenfalls oft gefälscht wurde.  Außer diesen fragwürdigen Angaben ist über die letzten Lebenstage Franz Georg Willig nichts zu erfahren.
Am 6. Januar 1944 erhielt einer seiner Brüder – Auguste Willig – der in Straßburg-Neuhof wohnte, aus der Anstalt Hadamar in Hessen ein Schreiben. Es informierte ihn knapp: „Ihr Bruder Franz Georg Willig wurde heute in die hiesige Anstalt verlegt. Infolge der schwierigen Verkehrsverhältnisse bitten wir, zu Besuchen besondere Genehmigung der Anstaltsleitung einzuholen.“  Dies hatte folgenden Hintergrund. Gegen Ende des Jahres 1943 war in den elsässischen Heil- und Pflegeanstalten Stephansfeld und Hördt die Vollbelegung erreicht worden und es zeichnete sich Bettenknappheit ab.  Daher ordnete der oberste badische Medizinalbeamte, Ludwig Sprauer (1884-1962) an, jeweils 50 Patienten aus den beiden Anstalten nach in die hessische Anstalt Hadamar zu verlegen. Am 5. Januar 1944 wurden die 100 Patienten in einer über 22-stündigen Zugreise nach Hadamar deportiert.  Bald darauf erreichte Auguste Willig die Nachricht vom Tod seines Bruders: „Zu unserem Bedauern müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass ihr Bruder Franz Georg Willig [...] heute in der hiesigen Anstalt verstorben ist. Die Beisetzung erfolgt auf unserem Anstaltsfriedhof.“  Franz Georg Willig verstarb angeblich am 12. Februar 1944 um 6 Uhr 30 im Rahmen der „dezentralen Euthanasie“, nachdem ihm aller Wahrscheinlichkeit nach am Vorabend eine Überdosis Barbiturate verabreicht worden war. Zur Verschleierung des Mordes wurde als offizielle Todesursache wurde „Darmgrippe“ eingetragen.  Dies war eine gängige Diagnose in dieser Phase der Krankenmorde, die den Angehörigen einen natürlichen Tod suggerieren sollte. Die Anstalt Hadamar hatte in dieser Zeit eine Sterberate von über 70 Prozent. Ob es sich bei dem angegebenen Datum tatsächlich um den Tag der Ermordung handelt, muss offenbleiben, da der Todeszeitpunkt ebenfalls oft gefälscht wurde.  Außer diesen fragwürdigen Angaben ist über die letzten Lebenstage Franz Georg Willig nichts zu erfahren.

Version du 13 octobre 2021 à 10:55

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Franz Willig
Prénom Franz
Nom Willig
Sexe masculin
Naissance 14 juillet 1888 (Soultz-sous-Forêts)
Décès 1 février 1944 (Hadamar)
Profession du père Tagner

Identités François Georges Willig


„Ich bin der Herr von der Astronomischen Uhr.“

Franz Georg Willig (14. Juli 1888 – 01. Februar 1944)

Franz Georg Willig ist eines der drei „Euthanasie“-Opfer aus dem Elsass, deren Weg durch die Institutionen mit der Aufnahme in der Psychiatrischen Klinik des Straßburger Bürgerspitals 1941 ihren Ausgangspunkt genommen hatte und deren Identität durch die Arbeit der Kommission identifiziert werden konnte. Nach der vorangegangenen völkerrechtswidrigen Annexion des Elsass im November 1940 wurden auch die psychiatrischen Versorgungsstrukturen reorganisiert. Die Klinik wurde zunächst von dem Elsässer Charles Buhecker kommissarisch geleitet [Link zu Wiki-Bio]. Zum 1. April 1941 wurden alle Kliniken des Bürgerspitals offiziell der Verwaltung des Chefs der Zivilverwaltung Elsass unterstellt,€€€AVES, 7 AH 008, n. pag. [fot. 79]€€€ und die „Reichsuniversität“ Straßburg am 23. November 1941 inauguriert. Auf den Lehrstuhl für Psychiatrie und Neurologie wurde August Bostroem [Link zu Wiki-Bio] berufe, der faktisch zum Wintersemester 1942/43 vor Ort war.€€€Reichsuniversität Straßburg. Personal- und Vorlesungsverzeichnis. Wintersemester 1942/43. Heitz&Co, Strassburg, 1943, S. 37.€€€ Zur Versorgung chronisch kranker Psychiatriepatient*innen verblieben nach der Eingliederung ins Gau Baden-Elsass die zwei in der Straßburger Peripherie gelegenen Heil-und Pflegeanstalten Stephansfeld und Hördt. Rund 15 Prozent der in die Psychiatrische Klinik der RUS aufgenommenen Patient*innen wurden in den Jahren 1941-1944 in die Anstalt Stephansfeld verlegt.€€€Münch, Lea: Von Straßburg nach Hadamar. NS-Psychiatrie und Patient*innenschicksale im Elsass. In: Bonah/Schmaltz/Weindling: RUS-Sammelband.€€€ Franz Georg Willig wurde im Winter 1944 in der Anstalt Hadamar im Rahmen der „dezentralen Euthanasie“ ermordet.

Biographie

„Ich bin der Herr von der Astronomischen Uhr.“ Davon ist Franz Georg Willig nicht abzubringen – wie der Arzt in der Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld am 9. Juni 1942 in der Krankengeschichte festhielt.€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 9.06.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Zu diesem Zeitpunkt befand er sich schon fast ein Jahr in psychiatrischen Institutionen. Soweit ersichtlich war sein vorheriges Leben unstetig und stark von seiner psychiatrischen Erkrankung und deren Folgen geprägt. Franz Georg Willig wurde in dem kleinen nordelsässischen Dorf Soultz-sous-Forêts am 14. Juli 1888 geboren.€€€Acte de naissance d’Eugène Wallner, Acte n°15/1888, Archives départementales du Bas-Rhin, État civil de Soultz-sous-Forêts, 4E474/31.€€€ Seinen ersten Vornamen erhielt er nach seinem Vater der ebenfalls Franz Willig hieß; seine Mutter war Elisa(betha) Romens. Er hatte viele Geschwister – er war das erste von insgesamt zehn Kindern. Er soll „ein guter Schüler gewesen sein“ und erlernte später das Schuhmacherhandwerk.€€€Anamnese vom 19.09.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Im Stammblatt der Akte wurde unter der Rubrik „Nächste Angehörige“ lapidar „ledig“ vermerkt – ein an sich betrachtet profaner Umstand, der später mit entscheidend für sein Schicksal sein sollte.€€€Stammdatenblatt, ADHVS Psychiatrische Krankenakte RUS Willig, Franz Georg Nr. 27/39 (1941)€€€

Die Aufnahme in der Straßburger Psychiatrie war eine weitere Station in seinem Lebensweg, wobei insbesondere die letzten Jahre einer Odyssee durch Frankeich und Belgien glichen. Während des ersten Weltkrieges war er einige Jahre als Schumacher beim Militär tätig, wonach er „Orthopäde“ wurde. Immer wieder war Franz Georg Willig einige Wochen in diversen Gefängnissen inhaftiert: nach seinen eigenen Angaben zu Beginn zwei Mal einige Wochen „wegen eines Wortwechsels“ und „wegen Diebstahls“. Er wohnte zwischenzeitlich in einem Straßburger „Ledigenheim“ oder wieder bei seinen Eltern in Sulz unterm Wald. Sein letzter Gefängnisaufenthalt war von Juli bis Dezember 1939 „weil ich mich als Deutscher nicht hier habe umschreiben lassen.“ Anschließend wurde er in ein nicht näher bezeichnetes „Lager“ verbracht und von dort aus in die Anstalt Maréville, in der Umgebung von Nancy, wo er für weitere sechs Monate verlieb. Danach gelangte er unter ungeklärten Umständen in die Gegend Ypern in Belgien. „[D]ort hat sich ein Weltuntergang abgespielt.“ – wie er sich gegenüber dem aufnehmenden Arzt in Stephansfeld ausdrückte. Wahrscheinlich wurde er vor Ort Zeuge der schweren Kämpfe im Rahmen des Westfeldzuges der deutschen Wehrmacht, wenn nicht sogar der Schlacht um Dünkirchen. Aufgrund seiner körperlichen Einschränkungen war er aber selbst nicht als Soldat eingesetzt. Er geriet vorübergehend in die Nähe von Paris bis er letztendlich im Juli 1940 wieder nach Straßburg zurückkehrte. Dort fand er keine Arbeit und lebte von „Unterstützung“.€€€Anamnese vom 19.09.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Zuletzt hatte er in der Weissturmstraße 29 gewohnt.€€€ Stammdatenblatt, ADHVS Psychiatrische Krankenakte RUS Willig, Franz Georg Nr. 27/39 (1941)€€€ Die Schilderung von einzelnen Details seines eigenen Lebenswegs kommentierte er zwischendrin mit den folgenden Worten: „Es gehört zum Lebenslauf, certificat de moeurs,€€€Französisch für „Zeugnis/Bescheinigung der Sitten/Anstandsregeln/Benehmen“. Oder vielleicht war „certificat de bonne vie et moeurs für „amtliches Leudmundszeugnis“ gemeint?€€€ ich stehe ja hoch in Erfahrung.“



Beginn der Dokumentation seiner (Kranken-) Geschichte war im Sommer 1941. Der 53-jährige lebte zu diesem Zeitpunkt in der „Chronischen Abteilung“ der Straßburger Medizinischen Universitätsklinik C – eine Art Altenheim, das damals unter der kommissarischen Leitung von dem elsässischen Arzt Édouard Nonnenmacher (1891-?) und dessen Assistent Auguste Lieber (1914-1987) stand. Dort erachtete der zuständige Assistenzarzt eine Aufnahme in die Psychiatrische Universitätsklinik als unabdingbar und notierte kurz, dass Franz Willig an „Paranoia“ leide und für „seine Umgebung gefährlich“ sei.€€€Überweisungsbrief der Medizinischen Universitätsklinik C an die Psychiatrische Klinik vom 17.7.1941, ADHVS Psychiatrische Krankenakte RUS Willig, Franz Georg Nr. 27/39 (1941)€€€ In der Psychiatrischen Klinik angekommen wurde eine Schizophrenie diagnostiziert, die sich laut dem kommissarischen Chefarzt in „manischem Erregungszustand“, „Verfolgungswahnideen“ und „Intelligenzstörungen“ äußerte.€€€Schreiben des kommissarischen Chefarztes der Psychiatrischen Klinik an das Städtische Gesundheitsamt Strassburg vom 17.07.1941, ADHVS Psychiatrische Krankenakte RUS Willig, Franz Georg Nr. 27/39 (1941)€€€ Über möglicherweise stattgefundene Therapieversuche schweigt die Akte. Am 8. September 1941 wurde Franz Georg Willig in die Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld überführt.€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 8.9.1941, ADHVS Psychiatrische Krankenakte RUS Willig, Franz Georg Nr. 27/39 (1941)€€€ Dort notierte man vorerst nur knapp: „Verfolgungsideen, Konservierung einer gewissen Affektstarre“.€€€Aufnahmebefund vom 8.9.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ In einem späteren Gutachten nannte der ausstellende Arzt Dr. Durckard weiterhin „verschrobene Gedankengänge“, „Sinnestäuschungen“ und „Neigung zur Eigenbeziehung“ als Symptome der Schizophrenie und beschrieb ihn als „autistisch“ und „gelegentlich gewalttätig“.€€€„Ärztliches Gutachten zu dem Antrag auf Invalidenrente vom 5.12.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Infolge einer zusätzlichen angeborenen Erkrankung der Hüftgelenke wurde ein „watschelnder Gang“€€€Körperliche Untersuchung undatiert, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ beschrieben sowie er als „Invalide“ und arbeitsunfähig kategorisiert. Daher bezog er eine spärliche Invalidenrente, von der die Pflegekosten in der Anstalt beglichen wurden.€€€Mitteilung der Landesversicherungsanstalt Baden vom 12.3.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ In Stephansfeld wurde er im Sommer 1942 „versuchsweise“ in der anstaltseigenen Schusterwerkstatt beschäftigt, was aber scheinbar nicht auf Dauer gelang.€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 20.6.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ In der Akte wurde dokumentiert „arbeitet nicht“ oder „untätig“.€€€Bericht nach 14 Tagen vom 22.9.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Ansonsten ist über seinen Alltag in der Heil- und Pflegeanstalt wenig zu erfahren. Das ärztliche Personal beschrieb den „breitschultrigen Mann“ mit der „sehr lebhafte[n] Pantominik“€€€Körperliche Untersuchung undatiert, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ als „leicht erregbaren Kranken“,€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 28.10.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ der „häufige€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 9.6.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Schimpfanfälle“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 29.1.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ gehabt habe. Im Januar 1942 gab man den Inhalt der erwähnten „Schimpfanfälle“ folgendermaßen wider: „Da stehen die Herren von Addabanum, Adibena. Wenn ich da hinaus schaue, entfernt sich der Horizont. Da stehe ich, Gott helfe mir, Amen. Schicken sie es nach Lissabon. Einen Kaffee haben wir gehabt, man stirbt, wenn man es trinkt. Wo bleibst du Menschenherz? Wenn sie einmal einen Kurs gemacht haben als Samariter nicht als Menschenumbringer. O Menschenherz, wie tief bist du gesunken!“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 29.1.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Einige Monate später heißt es im Anschluss der Wiedergabe einer ähnlichen Rede: „Kommt immer mehr in Erregung, schreit.“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 9.6.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Er wurde vom Anstaltspersonal durchweg als störend wahrgenommen: „Queruliert mit einem anderen Kranken des Saales.“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 5.1.1942, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Die Versuche des Personals Franz Georg Willig sedierende Medikamente zu verabreichen, gestalteten sich schwierig, da er unter für schizophrene Erkrankungen typischen Vergiftungswahn litt: „Beim Austeilen der Schlafmittel wird [er] erregt, schreit den anderen Kranken zu, die Schlafmittel nicht einzunehmen da es vergiftet sei.“€€€Eintragung in Krankengeschichte vom 20.9.1941, Psychiatrische Krankenakte Heil- und Pflegeanstalt Stephansfeld Nr. 199, in: Archiv des Landeswohlfahrtsarchivs Hessen 12, 405€€€ Weitere therapeutische Versuche wurden in Stephansfeld nicht unternommen. Ob dies aufgrund der Kategorisierung als „alte Schizophrenie“ unterblieb, wobei man in solchen chronischen Verläufen generell wenig Erfolgsaussichten konstatierte, kann nur gemutmaßt werden. Die Eintragungen in die Krankengeschichte im Jahr 1943 sind mehr als spärlich: „Immer gereizt und feindselig.“ Vor seiner Verlegung am 5. Januar 1944 wurde dort lediglich festgehalten: „Unveränderter Zustand. Schreit oft. Zu keiner Beschäftigung zu bewegen.“

Am 6. Januar 1944 erhielt einer seiner Brüder – Auguste Willig – der in Straßburg-Neuhof wohnte, aus der Anstalt Hadamar in Hessen ein Schreiben. Es informierte ihn knapp: „Ihr Bruder Franz Georg Willig wurde heute in die hiesige Anstalt verlegt. Infolge der schwierigen Verkehrsverhältnisse bitten wir, zu Besuchen besondere Genehmigung der Anstaltsleitung einzuholen.“ Dies hatte folgenden Hintergrund. Gegen Ende des Jahres 1943 war in den elsässischen Heil- und Pflegeanstalten Stephansfeld und Hördt die Vollbelegung erreicht worden und es zeichnete sich Bettenknappheit ab. Daher ordnete der oberste badische Medizinalbeamte, Ludwig Sprauer (1884-1962) an, jeweils 50 Patienten aus den beiden Anstalten nach in die hessische Anstalt Hadamar zu verlegen. Am 5. Januar 1944 wurden die 100 Patienten in einer über 22-stündigen Zugreise nach Hadamar deportiert. Bald darauf erreichte Auguste Willig die Nachricht vom Tod seines Bruders: „Zu unserem Bedauern müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass ihr Bruder Franz Georg Willig [...] heute in der hiesigen Anstalt verstorben ist. Die Beisetzung erfolgt auf unserem Anstaltsfriedhof.“ Franz Georg Willig verstarb angeblich am 12. Februar 1944 um 6 Uhr 30 im Rahmen der „dezentralen Euthanasie“, nachdem ihm aller Wahrscheinlichkeit nach am Vorabend eine Überdosis Barbiturate verabreicht worden war. Zur Verschleierung des Mordes wurde als offizielle Todesursache wurde „Darmgrippe“ eingetragen. Dies war eine gängige Diagnose in dieser Phase der Krankenmorde, die den Angehörigen einen natürlichen Tod suggerieren sollte. Die Anstalt Hadamar hatte in dieser Zeit eine Sterberate von über 70 Prozent. Ob es sich bei dem angegebenen Datum tatsächlich um den Tag der Ermordung handelt, muss offenbleiben, da der Todeszeitpunkt ebenfalls oft gefälscht wurde. Außer diesen fragwürdigen Angaben ist über die letzten Lebenstage Franz Georg Willig nichts zu erfahren.


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  • Allemand (1888 - 1919)
  • Alsacien (1888 - 1944)
  • Français (1919 - 1944)
  • Allemand (1888 - 1919)
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Confessions

  • Catholique
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Publications

1888-07-14T00:00:00Z
Vie privée
Naissance
1944-02-01T00:00:00Z
Vie privée
Décès
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Références