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Différences entre les versions de « Friedrich/Fritz Klinge »

De Commission Historique
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(Loïc).
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|Contexte_de=Biographie, politischer und wissenschaftlicher Werdegang
|Contexte_de===Biographie, politischer und wissenschaftlicher Werdegang==


Fritz Klinge wurde am 8. November 1892 in Peine bei Hannover geboren, er war evangelischer Konfession. Das Studium der Medizin absolvierte Klinge in Bonn, Leipzig Göttingen und München, jedoch unterbrochen durch Militärdienst im Ersten Weltkrieg. Nach Ende des Krieges und der Rückkehr nach München im Dezember 1918 schloss Klinge sich der antirepublikanischen „Einwohnerwehr“ an, die mit Waffengewalt die Novemberrevolution und ihre Anhänger bekämpfte.  
Fritz Klinge wurde am 8. November 1892 in Peine bei Hannover geboren, er war evangelischer Konfession. Das Studium der Medizin absolvierte Klinge in Bonn, Leipzig Göttingen und München, jedoch unterbrochen durch Militärdienst im Ersten Weltkrieg. Nach Ende des Krieges und der Rückkehr nach München im Dezember 1918 schloss Klinge sich der antirepublikanischen „Einwohnerwehr“ an, die mit Waffengewalt die Novemberrevolution und ihre Anhänger bekämpfte.  
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Bereits seit 1936 als Assistenzarzt in der neu gegründeten deutschen Wehrmacht dienend, wurde Klinge 1937 zum Stabsarzt befördert. Den „Feldzug in Polen“ 1939 begleitete er ebenso wie 1940 den Einmarsch der deutschen Truppen in Frankreich als Beratender Pathologe.  
Bereits seit 1936 als Assistenzarzt in der neu gegründeten deutschen Wehrmacht dienend, wurde Klinge 1937 zum Stabsarzt befördert. Den „Feldzug in Polen“ 1939 begleitete er ebenso wie 1940 den Einmarsch der deutschen Truppen in Frankreich als Beratender Pathologe.  


Im April 1941 liess sich Klinge in Strassburg nieder, um den Um- und Ausbau seines zukünftigen Instituts für Pathologie an der dort aufzubauenden deutschen Universität zu beaufsichtigen. Mit Wirkung ab dem 1. Juli 1941 wurde Fritz Klinge zum planmässigen Professor für Pathologische Anatomie und Allgemeine Pathologie berufen und zugleich zum Direktor des Pathologischen Instituts der Universität Strassburg bestellt.  
Im April 1941 ließ sich Klinge in Straßburg nieder, um den Um- und Ausbau seines zukünftigen Instituts für Pathologie an der dort aufzubauenden deutschen Universität zu beaufsichtigen. Mit Wirkung ab dem 1. Juli 1941 wurde Fritz Klinge zum planmäßigen Professor für Pathologische Anatomie und Allgemeine Pathologie berufen und zugleich zum Direktor des Pathologischen Instituts der Universität Straßburg bestellt.
 
Als die alliierten Truppen am 23. November 1944 Straßburg befreiten, gerieten der Pathologe Klinge, mittlerweile Oberfeldarzt der Reserve, zusammen mit weiteren Professoren der medizinischen Fakultät der Reichsuniversität in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Während ihrer Gefangenschaft im Lager 404 Septémes in der Nähe von Marseille verfasste Klinge das Handbuch „Der Sektionskurs und was dazu gehört. Auch zur Zusammenarbeit des Pathologen mit dem Arzt“, das 1948 veröffentlicht wurde.
Als die alliierten Truppen am 23. November 1944 Straßburg befreiten, gerieten der Pathologe Klinge, mittlerweile Oberfeldarzt der Reserve, zusammen mit weiteren Professoren der medizinischen Fakultät der Reichsuniversität in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Während ihrer Gefangenschaft im Lager 404 Septémes in der Nähe von Marseille verfasste Klinge das Handbuch „Der Sektionskurs und was dazu gehört. Auch zur Zusammenarbeit des Pathologen mit dem Arzt“, das 1948 veröffentlicht wurde.


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Fritz Klinge verstarb am 21. Juni 1974 in Mainz-Budenheim.  
Fritz Klinge verstarb am 21. Juni 1974 in Mainz-Budenheim.  


Das Pathologische Institut der Reichsuniversität Strassburg unter Fritz Klinge


1941 wurde Klinge als Professor für Pathologische Anatomie und Allgemeine Pathologie zum Direktor der beiden pathologischen Institute der Reichsuniversität ernannt: des Pathologisch-anatomischen Instituts und des Experimentell-pathologischen Instituts. Für den Krankenhausbetrieb ebenso wie für die Ausbildung der medizinischen Studierenden war das Pathologische Institut der Universität im Bürgerspital besonders wichtig. Hier wurden die Gewebeproben oder Organteile, die lebenden Patienten im Krankenhaus entnommen worden waren, im Hinblick auf die zugrunde liegende Krankheit untersucht. Die Krankenhausärzte konnten aber auch die Leichen von im Krankenhaus verstorbenen Patienten zur Sektion an das Pathologische Institut überweisen, wenn sie sich über die letztlich entscheidende Todesursache unsicher waren. Besonders wissenschaftlich wichtige Präparate oder Organe wurden nicht nur präpariert, um sie den Studenten im Unterricht zu zeigen, sondern in fast jedem Krankenhaus wurden solche menschlichen (und tierischen) Präparate sorgfältig präpariert und konserviert und erhielten einen Platz in einer Sammlung des Universitätsinstituts.  
==Das Pathologische Institut der Reichsuniversität Strassburg unter Fritz Klinge==
Medizinische Dissertationen
 
1941 wurde Klinge als Professor für Pathologische Anatomie und Allgemeine Pathologie zum Direktor der beiden pathologischen Institute der Reichsuniversität ernannt: des Pathologisch-anatomischen Instituts und des Experimentell-pathologischen Instituts. Für den Krankenhausbetrieb ebenso wie für die Ausbildung der medizinischen Studierenden war das Pathologische Institut der Universität im Bürgerspital besonders wichtig. Hier wurden die Gewebeproben oder Organteile, die lebenden Patienten im Krankenhaus entnommen worden waren, im Hinblick auf die zugrunde liegende Krankheit untersucht. Die Krankenhausärzte konnten aber auch die Leichen von im Krankenhaus verstorbenen Patienten zur Sektion an das Pathologische Institut überweisen, wenn sie sich über die letztlich entscheidende Todesursache unsicher waren. Besonders wissenschaftlich wichtige Präparate oder Organe wurden nicht nur präpariert, um sie den Studenten im Unterricht zu zeigen, sondern in fast jedem Krankenhaus wurden solche menschlichen (und tierischen) Präparate sorgfältig präpariert und konserviert und erhielten einen Platz in einer Sammlung des Universitätsinstituts.
 
 
==Medizinische Dissertationen==
 
Während seiner Zeit in Straßburg betreute Friedrich Klinge insgesamt zehn Promovenden, siehe unten. Viele Studenten, die ihre medizinische Dissertation an der Reichsuniversität Straßburg durchführten, bedankten sich in ihrer Dissertation bei den akademischen Betreuern und den Mitarbeitern des Instituts für die Hilfe bei ihrer Promotionsarbeit. Dies galt auch im Falle der Doktoranden, deren Themen Bereiche der Pathologie betrafen. Diese Hilfe reichte von der Bereitstellung von mikroskopischen Präparaten einer bestimmten Krankheit über die Bestätigung einer vermuteten Diagnose des Studierenden durch den Pathologen bis zur Möglichkeit der aktiven Mitwirkung an einer Sektion. Die Unterstützung des medizinisch-wissenschaftlichen Nachwuchses konnte sogar in der Bereitstellung von Organen für ihre Studien bestehen, die nach dem Tode des Patienten für pathologische Forschungszwecke entnommen worden waren.  
Während seiner Zeit in Straßburg betreute Friedrich Klinge insgesamt zehn Promovenden, siehe unten. Viele Studenten, die ihre medizinische Dissertation an der Reichsuniversität Straßburg durchführten, bedankten sich in ihrer Dissertation bei den akademischen Betreuern und den Mitarbeitern des Instituts für die Hilfe bei ihrer Promotionsarbeit. Dies galt auch im Falle der Doktoranden, deren Themen Bereiche der Pathologie betrafen. Diese Hilfe reichte von der Bereitstellung von mikroskopischen Präparaten einer bestimmten Krankheit über die Bestätigung einer vermuteten Diagnose des Studierenden durch den Pathologen bis zur Möglichkeit der aktiven Mitwirkung an einer Sektion. Die Unterstützung des medizinisch-wissenschaftlichen Nachwuchses konnte sogar in der Bereitstellung von Organen für ihre Studien bestehen, die nach dem Tode des Patienten für pathologische Forschungszwecke entnommen worden waren.  


In diesem Zusammenhang fallen vier Dissertationen von Studierenden aus den Jahren 1943 und 1944 auf, die von dem Professor für Anatomie August Hirt betreut worden waren. Diese Medizinstudenten schrieben ihre medizinischen Doktorarbeiten über Untersuchungen, die sie mit der Fluoreszenzmikroskopie an verschiedenen menschlichen Organen durchführten: der Schilddrüse (Ernst Jaeger), der Leber (Gerhard Teufel), der Niere (Hanspeter Naegele) und der Nebenniere (Albert Klein).  August Hirt hatte die Fluoreszenzmikroskopie in Zusammenarbeit mit Philipp Ellinger in den 1920er Jahren entwickelt. Sein Ziel war es, eine Karte der menschlichen Organe und ihrer Fluoreszenz zu erstellen, und seine Studenten halfen ihm dabei, indem sie jeweils ein einzelnes Organ auswählten, dessen Fluoreszenz mikroskopisch analysiert und photographisch dokumentiert wurde.  
In diesem Zusammenhang fallen vier Dissertationen von Studierenden aus den Jahren 1943 und 1944 auf, die von dem Professor für Anatomie August Hirt betreut worden waren. Diese Medizinstudenten schrieben ihre medizinischen Doktorarbeiten über Untersuchungen, die sie mit der Fluoreszenzmikroskopie an verschiedenen menschlichen Organen durchführten: der Schilddrüse (Ernst Jaeger), der Leber (Gerhard Teufel), der Niere (Hanspeter Naegele) und der Nebenniere (Albert Klein).  August Hirt hatte die Fluoreszenzmikroskopie in Zusammenarbeit mit Philipp Ellinger in den 1920er Jahren entwickelt. Sein Ziel war es, eine Karte der menschlichen Organe und ihrer Fluoreszenz zu erstellen, und seine Studenten halfen ihm dabei, indem sie jeweils ein einzelnes Organ auswählten, dessen Fluoreszenz mikroskopisch analysiert und photographisch dokumentiert wurde.  


Um diese Studie durchzuführen, benötigten die Nachwuchswissenschaftler entsprechende Organe von Menschen, die eines natürlichen Todes gestorben waren und deren Todesursache nicht in Zusammenhang mit den fluoreszmikroskopisch zu untersuchenden Organen stand. Fritz Klinge als Direktor des Pathologischen Instituts der Reichsuniversität unterstützte diese von August Hirt angeregten und begleiteten Arbeiten großzügig, indem er den Promovierenden jeweils eine große Anzahl der benötigten Organe von in den Strassburger Kliniken verstorbener Patienten überliess, die aus den laufenden Sektionen des Bürgerspitals stammten. Diese Obduktionen fielen in den Bereich der routinemäßigen Forschung und der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Pathologie und Anatomie, wie sie an deutschen Universitäten dieser Zeit üblich war.
Um diese Studie durchzuführen, benötigten die Nachwuchswissenschaftler entsprechende Organe von Menschen, die eines natürlichen Todes gestorben waren und deren Todesursache nicht in Zusammenhang mit den fluoreszmikroskopisch zu untersuchenden Organen stand. Fritz Klinge als Direktor des Pathologischen Instituts der Reichsuniversität unterstützte diese von August Hirt angeregten und begleiteten Arbeiten großzügig, indem er den Promovierenden jeweils eine große Anzahl der benötigten Organe von in den Straßburger Kliniken verstorbener Patienten überliess, die aus den laufenden Sektionen des Bürgerspitals stammten. Diese Obduktionen fielen in den Bereich der routinemäßigen Forschung und der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Pathologie und Anatomie, wie sie an deutschen Universitäten dieser Zeit üblich war.
 
 
==Rheuma, Allergie, Impfschäden – zivile und militärmedizinische Aspekte==
 
Der Institutsdirektor Prof. Dr. Fritz Klinge war neben seiner zivilen Tätigkeit als Pathologe an der Reichsuniversität Strassburg im Zweiten Weltkrieg militärmedizinisch tätig. Klinge fungierte als “Beratender Pathologe beim Wehrkreisarzt V”, er wurde noch am 9. Oktober 1944 zum Oberstarzt befördert. Als Beratender Pathologe verfolgte Klinge seine Forschungsinteressen auf dem Gebiet der Allergie- und Rheumaforschung sowie der Fragen der unerwünschten gesundheitlichen Nebenwirkungen von Schutzimpfungen. Es gab Schnittmengen zwischen der Allergieforschung und der Untersuchung von Impfschäden, die sich unter anderem in verschiedenen Formen von Entzündungen (Herzmuskel, Hirnhaut) zeigen konnten. Ein monographischer größerer Beitrag von Fritz Klinge „Die Pathologie der Impfschäden“ erschien 1944.
 
Klinge nutzte die sich über die Zusammenarbeit mit der Wehrmacht ergebenden Möglichkeiten zur Beschaffung von Obduktionsberichten, wie er an dieser Stelle mitteilte: „So wurden laufend in der Berichtsammelstelle [der Wehrmacht] alle Obduktionsberichte von sicheren oder fraglichen Todesfällen im Anschluß an Impfungen gesammelt und für ein Referat auf der 4. Tagung der Beratenden Ärzte im Mai 1943 zur Verfügung gestellt; es waren 24 Fälle.“ Nach einem Rundschreiben an die Fachkollegen wurden „21 weitere Obduktionen gemeldet“, so dass Klinge insgesamt über 45 Obduktionsprotokolle von an Impfschäden verstorbenen Soldaten verfügte, aber Klinge hatte keine dieser Obduktionen selbst durchgeführt.
 
Die Themen Rheuma, Allergie, Infektion sowie Impfschäden beschäftigten Fritz Klinge über lange Zeiträume sowohl in seiner zivilen universitären Tätigkeit wie auch als Beratender Pathologe der Wehrmacht. Klinges Forschungsarbeiten zum rheumatischen Formenkreis, dessen Ätiologie er im Zusammenhang mit Allergie und Infektionserkrankungen untersuchte, waren kontinuierlich von der „Deutschen Forschungsgemeinschaft“ (DFG) unterstützt worden: 1934 und 1937 wurden in Münster die ersten Gelder für Projekte zur Forschung über die experimentelle Pathologie und die pathologischen Anatomie des Rheumatismus und der Allergie bewilligt, aus dem Etat des Reichsforschungsrats wurde 1943/44 Klinges Arbeit an der Reichsuniversität Straßburg unterstützt und auch nach dem Ende des NS-Staates und des Zweiten Weltkrieges konnte Klinge an der Universität Mainz diese Arbeiten mit öffentlichen Forschungsgeldern fortführen (1949-1958). Einer der Gründe liegt möglicherweise in den hohen Kosten, die rheumatische Erkrankungen durch von ihnen verursachte, oftmals langdauernde Arbeitsunfähigkeit verursachen.
 
Klinges wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Rheumatologie und Allergie wurden vermutlich wegen dieses sozialmedizinischen Kontextes der Schädigung von Gesundheit und Arbeitsfähigkeit nicht in den von Franz Büchner editierten FIAT-Bänden der „Speziellen Pathologie“ rezipiert, sondern in den von Rudolf Schoen herausgegebenen Bänden über „Innere Medizin“. In diesem sozialmedizinisch, nicht theoretisch-experimentellen Kontext betrachtet, wurden Klinges Arbeiten für bedeutend gehalten – wenn auch nicht von allen Fachkollegen, wie aus der Äußerung von Prof. Dr. Herbert Siegmund (1892-1954) hervorgeht. Im Februar 1944 vom REM um eine fachliche Beurteilung der wissenschaftlichen Qualitäten von Klinge gebeten, äusserte sich Siegmund, damals Direktor des Instituts für Pathologie der Universität Münster, wie folgt: „Herr Kl.[inge] bezeichnet sich zwar selbst als den geeigneten Anwärter für [die universitären Lehrstühle für Pathologie in] München und Berlin, ist aber zweifellos viel unbedeutender als er sich gibt und hingestellt wird. Er ist ein Epigone Rössles, dem er sehr nach dem Munde redet, ohne eigene Ideen und viel zu einseitig auf die Allergie und den Rheumatismus als beherrschendes Prinzip der Krankheitslehre eingestellt. Seine praktischen Erfahrungen sind nicht überragend, seine Diagnosen unsicher. Auch seine organisatorische Leistung in Münster und Straßburg hat nicht überzeugt.“
 
 
==Institut für experimentelle Pathologie==


Rheuma, Allergie, Impfschäden – zivile und militärmedizinische Aspekte
Das zweite wissenschaftliche Institut auf dem Klinikgelände, dessen Direktor der Pathologe Fritz Klinge war, war das Institut für Experimentelle Pathologie. Helmut Kaiserling (1906-1989), der ebenso wie Wilhelm Eickhoff (1909-2002) Klinge 1941 von Münster nach Straßburg gefolgt war. Kaiserlings Arbeit bestand in der Durchführung von Tierversuchen, die zur Erkennung von pathologischen Prozessen in lebenden Organismen führen sollten. Kaiserling war aber auch Stabsarzt der Wehrmacht und führte als solcher im Pathologischen Institut, das im November 1944 auch die "Wehrprosektur des Rest-Lazarettes Straßburg-Bürgerspital" beherbergte, Autopsien an verstorbenen Wehrmachtssoldaten durch. In welchem Umfang sich die Pathologen der Reichsuniversität Straßburg die vor Ort anfallende Obduktionstätigkeit der Wehrprosektur aufteilten, kann jedoch auf der Basis der unzureichenden Überlieferung derzeit nicht beantwortet werden.
Der Institutsdirektor Prof. Dr. Fritz Klinge war neben seiner zivilen Tätigkeit als Pathologe an der Reichsuniversität Strassburg im Zweiten Weltkrieg militärmedizinisch tätig. Klinge fungierte als “Beratender Pathologe beim Wehrkreisarzt V”, er wurde noch am 9. Oktober 1944 zum Oberstarzt befördert. Als Beratender Pathologe verfolgte Klinge seine Forschungsinteressen auf dem Gebiet der Allergie- und Rheumaforschung sowie der Fragen der unerwünschten gesundheitlichen Nebenwirkungen von Schutzimpfungen. Es gab Schnittmengen zwischen der Allergieforschung und der Untersuchung von Impfschäden, die sich unter anderem in verschiedenen Formen von Entzündungen (Herzmuskel, Hirnhaut) zeigen konnten. Ein monographischer grösserer Beitrag von Fritz Klinge „Die Pathologie der Impfschäden“ erschien 1944.
Klinge nutzte die sich über die Zusammenarbeit mit der Wehrmacht ergebenden Möglichkeiten zur Beschaffung von Obduktionsberichten, wie er an dieser Stelle mitteilte: „So wurden laufend in der Berichtsammelstelle [der Wehrmacht] alle Obduktionsberichte von sicheren oder fraglichen Todesfällen im Anschluß an Impfungen gesammelt und für ein Referat auf der 4. Tagung der Beratenden Ärzte im Mai 1943 zur Verfügung gestellt; es waren 24 Fälle.“ Nach einem Rundschreiben an die Fachkollegen wurden „21 weitere Obduktionen gemeldet“, so dass Klinge insgesamt über 45 Obduktionsprotokolle von an Impfschäden verstorbenen Soldaten verfügte, aber Klinge hatte keine dieser Obduktionen selbst durchgeführt.
Die Themen Rheuma, Allergie, Infektion sowie Impfschäden beschäftigten Fritz Klinge über lange Zeiträume sowohl in seiner zivilen universitären Tätigkeit wie auch als Beratender Pathologe der Wehrmacht. Klinges Forschungsarbeiten zum rheumatischen Formenkreis, dessen Ätiologie er im Zusammenhang mit Allergie und Infektionserkrankungen untersuchte, waren kontinuierlich von der „Deutschen Forschungsgemeinschaft“ (DFG) unterstützt worden: 1934 und 1937 wurden in Münster die ersten Gelder für Projekte zur Forschung über die experimentelle Pathologie und die pathologischen Anatomie des Rheumatismus und der Allergie bewilligt, aus dem Etat des Reichsforschungsrats wurde 1943/44 Klinges Arbeit an der Reichsuniversität Strassburg unterstützt und auch nach dem Ende des NS-Staates und des Zweiten Weltkrieges konnte Klinge an der Universität Mainz diese Arbeiten mit öffentlichen Forschungsgeldern fortführen (1949-1958). Einer der Gründe liegt möglicherweise in den hohen Kosten, die rheumatische Erkrankungen durch von ihnen verursachte, oftmals langdauernde Arbeitsunfähigkeit verursachen.
Klinges wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Rheumatologie und Allergie wurden vermutlich wegen dieses sozialmedizinischen Kontextes der Schädigung von Gesundheit und Arbeitsfähigkeit nicht in den von Franz Büchner editierten FIAT-Bänden der „Speziellen Pathologie“ rezipiert, sondern in den von Rudolf Schoen herausgegebenen Bänden über „Innere Medizin“. In diesem sozialmedizinisch, nicht theoretisch-experimentellen Kontext betrachtet, wurden Klinges Arbeiten für bedeutend gehalten – wenn auch nicht von allen Fachkollegen, wie aus der Äusserung von Prof. Dr. Herbert Siegmund (1892-1954) hervorgeht. Im Februar 1944 vom REM um eine fachliche Beurteilung der wissenschaftlichen Qualitäten von Klinge gebeten, äusserte sich Siegmund, damals Direktor des Instituts für Pathologie der Universität Münster, wie folgt: „Herr Kl.[inge] bezeichnet sich zwar selbst als den geeigneten Anwärter für [die universitären Lehrstühle für Pathologie in] München und Berlin, ist aber zweifellos viel unbedeutender als er sich gibt und hingestellt wird. Er ist ein Epigone Rössles, dem er sehr nach dem Munde redet, ohne eigene Ideen und viel zu einseitig auf die Allergie und den Rheumatismus als beherrschendes Prinzip der Krankheitslehre eingestellt. Seine praktischen Erfahrungen sind nicht überragend, seine Diagnosen unsicher. Auch seine organisatorische Leistung in Münster und Strassburg hat nicht überzeugt.“
Institut für experimentelle Pathologie


Das zweite wissenschaftliche Institut auf dem Klinikgelände, dessen Direktor der Pathologe Fritz Klinge war, war das Institut für Experimentelle Pathologie. Helmut Kaiserling (1906-1989), der ebenso wie Wilhelm Eickhoff (1909-2002) Klinge 1941 von Münster nach Straßburg gefolgt war. Kaiserlings Arbeit bestand in der Durchführung von Tierversuchen, die zur Erkennung von pathologischen Prozessen in lebenden Organismen führen sollten. Kaiserling war aber auch Stabsarzt der Wehrmacht und führte als solcher im Pathologischen Institut, das im November 1944 auch die "Wehrprosektur des Rest-Lazarettes Straßburg-Bürgerspital" beherbergte, Autopsien an verstorbenen Wehrmachtssoldaten durch.  In welchem Umfang sich die Pathologen der Reichsuniversität Strassburg die vor Ort anfallende Obduktionstätigkeit der Wehrprosektur aufteilten, kann jedoch auf der Basis der unzureichenden Überlieferung derzeit nicht beantwortet werden.


„Wehrprosektur des Rest-Lazaretts Strassburg-Bürgerspital“  
==„Wehrprosektur des Rest-Lazaretts Strassburg-Bürgerspital“==


Aus der „Wehrprosektur des Rest-Lazarettes Strassburg-Bürgerspital“ sind insgesamt nur sechs Obduktionsprotokolle überliefert, die Sterbefälle im Zeitraum zwischen dem 13. und dem 16. November 1944 betrafen. Diese Obduktionen hatte Stabsarzt Prof. Dr. Kaiserling durchgeführt, der auch die „Leicheneröffnungsbefundberichte“ unterzeichnete. In den meisten Fällen dieser militärmedizinischer Sektionen handelte es sich nicht um die nachträgliche Abklärung einer klinischen Diagnose durch den Pathologen. Den aufgefundenen sechs Obduktionsprotokollen ist gemeinsam, dass die Frage der Verursachung der tödlichen Verwundung klar festgestellt und im Protokoll festgehalten wurde. Um den legitimen Anspruch auf eine Hinterbliebenenrente zu dokumentieren, musste der Obduzent als Experte bezeugen, dass der Militärangehörige an den Folgen einer im Krieg erhaltenen Verwundung oder Infektionserkrankung, z.B. einer Sepsis, verstorben war. Dieser Sachverhalt traf auf die zwischen dem 13.-16. November 1944 obduzierten sechs deutschen Soldaten zu, so dass auf „Wehrdienstbeschädigung“ (W.D.B.) als Folge „der Feindeinwirkung“ anerkannt wurde.  
Aus der „Wehrprosektur des Rest-Lazarettes Strassburg-Bürgerspital“ sind insgesamt nur sechs Obduktionsprotokolle überliefert, die Sterbefälle im Zeitraum zwischen dem 13. und dem 16. November 1944 betrafen. Diese Obduktionen hatte Stabsarzt Prof. Dr. Kaiserling durchgeführt, der auch die „Leicheneröffnungsbefundberichte“ unterzeichnete. In den meisten Fällen dieser militärmedizinischen Sektionen handelte es sich nicht um die nachträgliche Abklärung einer klinischen Diagnose durch den Pathologen. Den aufgefundenen sechs Obduktionsprotokollen ist gemeinsam, dass die Frage der Verursachung der tödlichen Verwundung klar festgestellt und im Protokoll festgehalten wurde. Um den legitimen Anspruch auf eine Hinterbliebenenrente zu dokumentieren, musste der Obduzent als Experte bezeugen, dass der Militärangehörige an den Folgen einer im Krieg erhaltenen Verwundung oder Infektionserkrankung, z.B. einer Sepsis, verstorben war. Dieser Sachverhalt traf auf die zwischen dem 13.-16. November 1944 obduzierten sechs deutschen Soldaten zu, so dass auf „Wehrdienstbeschädigung“ (W.D.B.) als Folge „der Feindeinwirkung“ anerkannt wurde.  


Die Obduktionsprotokolle waren zwar, wie auch die übrigen Obduktionsberichte der Wehrmachtsprosekturen, in dreifacher Ausfertigung angelegt worden, konnten aber im Falle der Strassburger Wehrprosektur nicht mehr an die vorgesehenen Verteiler weiter geleitet werden, denn am 23. November 1944 war Strasbourg von französischen und amerikanischen Truppenverbänden befreit und die deutsche Besatzung beendet worden.
Die Obduktionsprotokolle waren zwar, wie auch die übrigen Obduktionsberichte der Wehrmachtsprosekturen, in dreifacher Ausfertigung angelegt worden, konnten aber im Falle der Straßburger Wehrprosektur nicht mehr an die vorgesehenen Verteiler weitergeleitet werden, denn am 23. November 1944 war Strasbourg von französischen und amerikanischen Truppenverbänden befreit und die deutsche Besatzung beendet worden.


''Gabriele Moser''
''Gabriele Moser''

Version du 28 avril 2022 à 15:18


Friedrich/Fritz Klinge
Prénom Friedrich/Fritz
Nom Klinge
Sexe masculin
Naissance 8 novembre 1892 (Peine)
Décès 21 juin 1974[2] (Mainz)
Autorisation d'exercer la médecine 1919
Profession Arzt

Titre Dr.med.

Spécialités Pathologie


Friedrich/Fritz Klinge (1892-1974) war Pathologe mit dem Schwerpunkt Allergie- und Rheumaforschung. Von 1941 bis 1944 leitete er das Pathologische und das Experimentell-Pathologische Institut der Reichsuniversität Strassburg. Parallel zu seiner zivilen Tätigkeit in der universitären Forschung und Lehre arbeitete Klinge seit 1939 als beratender Pathologe der Wehrmacht, zuletzt im Rang eines Oberfeldarztes der Reserve im Wehrkreises V (Südwestdeutschland) im besetzten Elsass. Nach 1945 lebte und arbeitete er als Pathologe in Mainz, wo er kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges zum Professor für Pathologische-Anatomie an der neu gegründeten Universität berufen wurde.

Biographie

Pour info :

Dans les remerciements d'usage figurant dans la thèse de doctorat, Georg Wiedemann a tenu à "remercier cordialement" son directeur de thèse, le Professeur Klinge. Wiedemann précise que "pendant la période où il était Hilfsassistent à l'Institut pathologique, [Klinge] était un chef exemplaire (vorbildlicher Chef)", lui donnant l'"envie de produire un travail scientifique indépendant"[1] . Citation complète: "Meinen herzlichen Dank auch an Herrn Prof. Dr. med. F. Klinge, Direktor des Pathologischen Instituts der Reichsuniversität Straβburg, für die Überlassung des Themas, sowie die tatkräftige Unterstützung während der Arbeit. Er war während meiner Hilfsassistentenzeit im Pathologischen Institut ein vorbildlicher Chef und regte in mir den Drang zur selbständigen wissenschaftlichen Arbeit an".

(Loïc).


Repères

Localisations

Nationalités

Confessions

Publications

  • Klinge, Fritz: Ein Beitrag zur Chirurgie der transdiaphragmalen Lungen-Leberverletzungen. Medizinische Dissertation vom 17. Dezember 1919. München 1920.
  • Klinge, Friedrich. Über „Rheumatismus“. Klinische Wochenschrift 9 (1930) : 586-593
  • Klinge, Fritz. Der Rheumatismus: Pathologisch-anatomische und experimentell- pathologische Tatsachen und ihre Auswertung für das ärztliche Rheumaproblem. München : Bergmann, 1933
  • Klinge, Fritz. Die rheumatischen Erkrankungen der Knochen und Gelenke und der Rheumatismus. In:, , .  : , 1934
  • Klinge, Friedrich. Hyperergie. Deutsche Medizinische Wochenschrift 62 (1936) : 209-214
  • Klinge, Fritz: Pathologische Anatomie der allergischen Reaktion. In: Karl Hansen (Hg.): Allergie: Ein Lehrbuch in Vorlesungen. Zweite neu bearbeitete und vermehrte Auflage. Leipzig: Thieme, 1943, (*)-180.
  • Klinge, Fritz: Die Pathologie der Impfschäden. (Eingegangen am 21. Januar 1944). Virchows Archiv für Pathologische Anatomie 313 (1944), H. 1, 89-136.
  • Klinge, Fritz: Der Sektionskurs und was dazu gehört. Auch zur Zusammenarbeit des Pathologen mit dem Arzt. Stuttgart: Georg Thieme, 1948.

Relations

Directeur de thèse de

Supérieur hierarchique de

1892-11-08T00:00:00Z
Vie privée
Naissance
1974-06-21T00:00:00Z
Vie privée
Décès
1919-01-01T00:00:00Z
Vie privée
Autorisation d'exercer la médecine
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Références

  • Archives départementales du Bas-Rhin, Strasbourg. Personalakten. Klinge, Friedrich (ADBR, 1558 W 792/77990).
  • Bundesarchiv, Berlin. Bestand *** (BArch, R 9361-II/529920)
  • Bundesarchiv, Berlin. Bestand Deutsche Forschungsgemeinschaft (BArch, R 73/12175)
  • Bundesarchiv-Militärarchiv, Bestand *** (BA-MA, RH 12-23/2093)
  • Universitätsarchiv Münster: Bestand 10, Nr. 11859, Bestand 5, Nr. 649 (Personalakten Friedrich Klinge)
  • Büchner Franz (Hg.): Spezielle Pathologie. Teil I (Naturforschung und Medizin in Deutschland 1939-1946. Band 72), Stuttgart: Omnitypie-Gesellschaft, 1953.
  • Erler Adalbert: Hochschulführer der Reichsuniversität Straßburg. Strassburg: Universitätsdruckerei Heitz & Co, 1942.
  • Fischer Walther, Gruber Georg B.: Fünfzig Jahre Pathologie in Deutschland. Ein Gedenkbuch zum 50jährigen Bestehen der Deutschen Pathologischen Gesellschaft (1897-1947). Stuttgart: Georg Thieme, 1949.
  • Martin Bernd: Die Freiburger Pathologie in Kriegs- und Nachkriegszeiten (1906-1963). Konstitutionspathologie - Wehrpathologie und Menschenversuche - "Pathologie" des Verdrängens. Ubstadt-Weiher u.a.: Verlag Regionalkultur, 2018
  • Sauer Bernhard: Freikorps und Antisemitismus in der Frühzeit der Weimarer Republik. Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 56 (2008), 1, 5-29.
  • Schoen Rudolf (Hg.): Innere Medizin. Teil I, Bd. 74), Wiesbaden: Dieterich, 1948.
  • Wechsler Patrick: La Faculté de Medecine de la "Reichsuniversität Straßburg" (1941-1945) a l'heure nationale-socialiste. Faculté de Medecine, Strasbourg, Thèse, 1991.
  • Zimmer Arnold: Rheuma und Rheumabekämpfung. Eine volksgesundheitliche und volkswirtschaftliche Studie für Arzt, Sozialversicherung und Wohlfahrtspflege (Reihe: Arbeit und Gesundheit, 5). Berlin: Hobbing, 1928.



À propos de cette page

Rédaction : ©Loic.lutz, ©Marquart



  1. Wiedemann, Georg. Vergleichende histologische Untersuchung über die Seminome des Ovars und des Testikels. Diss. med.. Straβburg, 1944. , p. 3.
  2. Deutsche Medizinische Wochenschrift 99 (1974).