Chronos chronos left.png
Rusmed logo color.png
Chronos chronos right.png

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Hans-Joachim Kummer

De Commission Historique


Hans-Joachim Kummer
Prénom Hans-Joachim
Nom Kummer
Sexe masculin
Naissance 20 juin 1909 (Homberg bei Kassel)
Décès 26 octobre 1991 (Esslingen am Neckar)
These Die morphologischen Frühveränderungen an der Schilddrüse nach einer einmaligen Injektion von thyreotropen Hormon (27 février 1939)
Autorisation d'exercer la médecine 1 mars 1937
Profession Arzt

Titre Dr. med.

Spécialités Psychiatrie u. Neurologie


Hans-Joachim Kummer war vom Winter 1942 bis zum Ende der „Reichsuniversität“ in Straßburg wissenschaftlicher Assistent und Stationsarzt an der Psychiatrischen Klinik unter August Bostroem und Nikolaus Jensch.

Er wurde am 20. Juni 1909 in Homberg bei Kassel geboren. Nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums in Hannover und Berlin studierte er Humanmedizin an den Universitäten Berlin, Innsbruck und Freiburg im Breisgau. Das Studium beendete er am 1. März 1937 mit der Approbation.[5] Am 27. Februar 1939 wurde Kummer mit einer experimentellen Arbeit über „Die morphologischen Frühveränderungen an der Schilddrüse nach einer einmaligen Injektion von thyreotropen Hormon“ promoviert.[6] Während seiner Medizinalpraktikantenjahre arbeitete er 21 Monate pathologisch-anatomisch, 13 Monate internistisch, 6 Monate neurologisch-psychiatrisch sowie 7 Monate chirurgisch.[5] Im Rahmen seiner internistischen Ausbildung an der Universitätsklinik in Hamburg-Eppendorf war er gleichzeitig an dem der dortigen Klinik angeschlossenen Institut für Zwillings- und Erbforschung tätig, das von dem Internisten und Rassenhygieniker Wilhelm Weitz (1881-1969) geleitet wurde.[7] Den psychiatrisch-neurologischen Teil absolvierte er unter Bostroem und dessen Nachfolger in Königsberg.

Seit September 1933 gehörte Kummer mit einjähriger Krankheitsunterbrechung der SA an. Außerdem wurde er im Mai 1937 Mitglied im NSD-Ärztebund.[5] Bereits vor Beginn des Zweiten Weltkriegs meldete sich Kummer freiwillig zu Übungen bei einer Gebirgsdivision. Am 30. April 1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und war als Hilfs- und Truppenarzt in Frankreich, Griechenland und Russland eingesetzt. 17 Monate davon befand er sich im Fronteinsatz.[5] Zu diesem Zeitpunkt hatte er den Dienstgrad eines Sanitäts-Feldwebels inne. Ab dem 17. Januar 1941 wurde als Dienstgrad „Unterarzt“ angegeben.[8] Dies könnte mit seinem gesundheitlichen Zustand in Zusammenhang stehen. Seine seit 1933 bestehende «tuberkulöse Netzhautaderentzündung mit Narbenstrangbildung» am linken Auge verschlechterte sich im Wehrdienst zunehmend, sodass er ab dem 10. Oktober 1941 praktisch keinen Dienst mehr verrichtete und Ende Juni 1942 endgültig aus dem Wehrdienst als arbeitsverwendungsfähig entlassen wurde. Dadurch konnte er seinen ursprünglichen Plan, eine neurochirurgische Facharztausbildung zu absolvieren, nicht weiterverfolgen und orientierte sich zur Neurologie-Psychiatrie um.[5]

Durch welche Umstände sein Wechsel nach Straßburg zustande kam, ist unklar. Jedenfalls befürworteten sowohl der Dekan der medizinischen Fakultät Johannes Stein als auch Ernst Anrich als Bevollmächtigter des Reichsdozentenführers für die Universität Straßburg am 31. Januar 1942 die Einstellung Kummers in der Position eines wissenschaftlichen Assistenten. Anrich schrieb in einem Gutachten, dass „in charakterlicher und politischer Hinsicht keine Bedenken bestünden“. Daraufhin wurde Kummer vom 1. Februar 1942 „auf Kriegsdauer“ Stationsarzt an der Psychiatrischen und Nervenklinik.[5] Er war seit dem 30. Juni 1942 offiziell in Straßburg gemeldet.[9] Kummer ging am 27. April 1943 eine erste Ehe ein.[10]

Den Krankenakten der Psychiatrischen Klinik der RUS zufolge betreute er die Stationen 63 und 66 auf denen Patientinnen untergebracht waren. Dabei stellte die Station 66 die „Unruhigen“-Station dar.[11] Schließlich erfolgte am 31. Oktober 1942 der Eintritt ins Beamtenverhältnis.[12] Kummer blieb bis zur Befreiung am 23. November 1944 durch alliierte und freifranzösische Truppen an der Psychiatrischen Klinik der RUS. Er wurde in Gefangenschaft genommen und im „Kriegsgefangenenlager PWE 414 USA“[13] interniert, wo er nach eigenen Angaben als „Abteilungs-Arzt“ tätig gewesen sein will. Er befand sich dort vom 23. Dezember 1944 bis zum 10. September 1945.[6] Die Zeit der Internierung deckt sich mit der offiziell bescheinigten Tätigkeit als „Psychiatrist“ und „ward officer“ in einem „General Hospital“ („Headquarters 8276 General Hospital (Prov)(German PoW) APO 772“).[14]

Nach der Entlassung aus der alliierten Gefangenschaft arbeitete Kummer als praktischer Arzt im Kurheim Berke-Grandt in Lenzkirch im Schwarzwald. Bei seiner von Freiburg aus durchgeführten der Einschätzung zur Entnazifizierung per Fragebogen verschwieg Kummer sowohl seine Mitgliedschaft in der SA als auch diejenige im NSD-Ärztebund. Dass er den beiden NS-Organisationen angehört hatte, hatte er bei seiner Einstellung an der RUS in einem handschriftlichen Lebenslauf selbst dargelegt und unterschrieben. Ein Abgleich mit der Handschrift in den psychiatrischen Krankenakten belegt zweifelsfrei, dass es sich um ein von Kummer persönlich verfasstes Dokument handeln muss. Der Betrug blieb offenbar unentdeckt und am 15. Oktober 1946 erfolgte die Einstufung in „Gruppe I“ als „völlig unbelastet“.[14]

In Tübingen wurde Ernst Kretschmer (1888-1964) 1946 auf den Lehrstuhl der Eberhard-Karls Universität berufen und Direktor der dortigen Universitätsnervenklinik.[15] Die Universität lag in der französischen Besatzungszone und unterstand damit dem im August 1945 eingerichteten, zivilen Gouvernement Militaire.[16] Kretschmer beantragte eine Einstellung Kummers als „wissenschaftlichen Assistenten“. Kummers Einstufung als „völlig unbelastet“ ermöglichte, dass die französische Militärregierung seine Einstellung befürwortete.[17] Kretschmer, der selbst eine generelle Exkulpierung der Psychiater*innen von den NS-Unrecht betrieb und gleichzeitig weiterhin Versatzstücke nationalsozialistischer Ideologie propagierte, wird Kummers NS-Vergangenheit sicherlich persönlich nicht gestört haben.[18] Kummers Anstellung erfolgte ab dem 15. Mai 1946. Diese wurde zwischenzeitlich verlängert, da sein Nachfolger nicht früher übernehmen konnte. Kummer war in Tübingen bis zum 30. September 1946 tätig. Im gleichen Jahr, am 29. Juni 1946 wurde sein einziger Sohn Hans-Burghard geboren.[6] Die Ehe wurde zu einem späteren, unbekannten Zeitpunkt geschieden.

Hans-Joachim Kummers weitere Nachkriegskarriere liegt größtenteils im Dunkeln. Bei dem folgenden Umzug aus Tübingen nach Stuttgart-Möhringen in die Efeustraße 22 könnte man einen beruflichen Hintergrund vermuten.[19] Kummer heiratete zum zweiten Mal am 24. Oktober 1973 in Nellingen auf den Fildern (heute Ostfildern). Seine zweite Ehefrau war die Lehrerin Elisabeth Haring (geb. Lämmer). In der folgenden Zeit zog das Ehepaar in die Robert-Koch-Straße 132 in Ostfildern, sie hatten keine gemeinsamen Kinder. Im örtlichen Adressbuch des Jahres 1978 führte Kummer die Bezeichnung „Nervenarzt“. In welcher Form er praktisch tätig war, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.[19] Kummer verstarb verwitwet am 26. Oktober 1991 in Esslingen am Neckar.[10] Sein Sohn Hans-Burghard Kummer verkaufte das Haus in der Robert-Koch-Straße ein Jahr nach dem Tod seines Vaters. Nach Angaben des Käufers wohnte Hans-Burghard Kummer zu diesem Zeitpunkt im Raum Stuttgart.[20] Hans-Burghard Kummer verstarb am 7. August 2017 vermutlich in Stuttgart oder Umgebung.[21]

Biographie

Repères

Localisations

Nationalités

Confessions

Publications

Relations

Collègue de

Conjoint de

Liens à institutions

Psychiatrische Klinik

1909-06-20T00:00:00Z
Vie privée
Naissance
1991-10-26T00:00:00Z
Vie privée
Décès
1937-03-01T00:00:00Z
Vie privée
Autorisation d'exercer la médecine
1939-02-27T00:00:00Z
Vie privée
Thèse
{"selectable":false,"max":"1996-01-01T00:00:00Z","min":"1904-01-01T00:00:00Z"}

Références

  • Klee, Ernst. Das Personenlexikon zum Dritten Reich: wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main : Fischer, 2015



À propos de cette page

Rédaction : ©Lmuench, ©Marquart



  1. 1,0 1,1 et 1,2 Archives Departementales du Bas-Rhin, 1558W792, 77989; Kummer, Hans-Joachim
  2. Klee, Ernst. Das Personenlexikon zum Dritten Reich: wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main : Fischer, 2015. , S 665.
  3. Bspw. Krankenakte 27/293 (1942); S.G.
  4. Krankenakte 27/341 (1944); S.B.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 et 5,5 ABDR 1558W792, 77989; Kummer, Hans-Joachim
  6. 6,0 6,1 et 6,2 Universitätsarchiv Tübingen 155, 3734
  7. Ernst Klee, Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Aktualisierte Ausgabe (Frankfurt am Main: Fischer, 2005). S 665.
  8. Barch Berlin, B 563/ 31021 S. 1
  9. Stadtmagistrat Innsbruck, Meldeamt, historische Meldekartei Hans-Joachim Kummer
  10. 10,0 et 10,1 Standesamt Homburg (Efze)
  11. Vgl. bspw. Krankenakte 27/293 Georgine S. (1942)
  12. Archives Departementales Strasbourg, 1558W792, 77989; Kummer, Hans-Joachim
  13. PWE= Prisoner of War Enclosure
  14. 14,0 et 14,1 Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Freiburg D 180/2 Nr. 57262
  15. Martin Priwitzer, Ernst Kretschmer und das Wahnproblem (Stuttgart: Franz Steiner, 2007). S. 1.
  16. Stefan Zauner, „Die Entnazifizierung (Epuration) des Lehrkörpers“, in Die Universität Tübingen im Nationalsozialismus, von Urban Wiesing u. a. (Stuttgart: Franz Steiner, 2010), 937–97. S. 942.
  17. Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Sigmaringen, Wü 80 T 1-2 Nr. 1011
  18. Roland Müller, „‚Viele haben mehr in Not und Tod gelitten als ich‘. Die Rolle Ernst Kretschmers bei der Kontinuitätssicherung in der Psychiatrie“, in Vergangenheitspolitik in der universitären Medizin nach 1945. Institutionelle und individuelle Strategien im Umgang mit dem Nationalsozialismus, hg. von Oehler-Klein und Volker Roelcke (Stuttgart: Franz Steiner, 2007), 387–405.
  19. 19,0 et 19,1 Auskunft Jochen Bender, Stadtarchiv Ostfildern, Email vom 29. Oktober 2020.
  20. Persönliche Auskunft Dr. Franz Bihr, Telefonat am 13. November 2020.
  21. URIL: https://www.stuttgart-gedenkt.de/traueranzeige/burghardhans-kummer, aufgerufen am 25. November 2020.