Wolfgang Kiehl
Wolfgang Kiehl | |
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Prénom | Wolfgang |
Nom | Kiehl |
Sexe | masculin |
Naissance | 26 mai 1908 (Berlin) |
Directeur de thèse | Georg Bessau |
Profession | Arzt |
Titre | Dr. med. |
Spécialités | Kinderheilkunde |
Biographie
1908 als Sohn des damaligen Syndikus der Deutschen Bank, Johannes Kiehl, in Berlin-Schöneberg geboren, besuchte Wolfgang Kiehl das Treitschke Reform-Realgymnasium in Berlin-Wilmersdorf, wo er am 23.02.1928 die Reifeprüfung bestand. Kiehl nahm das Studium der Medizin in Freiburg im Breisgau auf, wo der die vorklinische Ausbildung durchlief, die klinischen Semester absolvierte er in Königsberg/Preussen und Berlin, wo er am 15.08.1934 das Staatsexamen erfolgreich ablegte. Auf die Ableistung des praktischen Jahres folgten mehrere Monate Tätigkeit an einer Entbindungsklinik sowie als Vertreter in einer allgemeinen Praxis und einer Landarztpraxis.
Wolfgang Kiehl promovierte 1936 an der Universitäts-Kinderklinik in Berlin bei Georg Bessau mit der Arbeit "Über die Beeinflussung der Schick-Reaktion durch Leerserum". Seit April 1936 arbeitete Kiehl für rund sechs Jahre als planmässiger Assistent am Kaiserin-Auguste-Viktoria-Haus (KAVH), Reichsanstalt zur Bekämpfung der Kleinkinder- und Säuglingssterblichkeit in Berlin, seit 1938 als Mitarbeiter von Kurt Hofmeier, der damals das KAVH leitete.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Kiehl zur Wehrmacht eingezogen. Bis zu seiner uk-Stellung am 15.09.1940 als Truppenarzt an der Front, nahm er nach seiner Rückkehr in Berlin die Forschungsarbeit wieder auf, bis eine erneute Einberufung am 20.01.1942 an die Ostfront folgte, wo er die als Oberarzt und Regimentsarzt diente.
Zum 01.07.1942 sollte Wolfgang Kiehl als wissenschaftlicher Mitarbeiter Kurt Hofmeier, der mittlerweile zum Direktor der Universitäts-Kinderklinik an die „Reichsuniversität Straβburg“ berufen worden war, in das vom nationalsozialistischen Deutschland annektierte Elsass folgen. Noch unter Georg Bessau in Berlin hatte Kiehl experimentelle Untersuchungen „Zur Frage der Wirkung arteigenen Diphtherieantitoxins“ durchgeführt und die Ergebnisse in Band 90 der „Monatsschrift für Kinderheilkunde“ veröffentlicht. Kurt Hofmeier stellte nun in Straβburg den Antrag, dass die Medizinische Fakultät der „Reichsuniversität“ diese Forschungsarbeiten als Habilitationsschrift anerkennen solle. Nachdem zwei positive Fachgutachten von Prof. Dr. Otto Bickenbach, Innere Medizin, sowie Prof. Dr. Eugen Haagen, Hygiene / Bakteriologie / Virologie, eingegangen waren, verlieh die Medizinische Fakultät unter dem Datum vom 23. Juli 1943 Wolfgang Kiehl den akademischen Grad eines „Dr. med. habil.“ (vgl. Habilitationsakte Kiehl, Archives du Département d’Histoire des Sciences de la Vie et de la Santé).
Über die praktische klinische Tätigkeit von Wolfgang Kiehl an den Kliniken in Straβburg ist bislang kaum etwas bekannt. Das Vorlesungsverzeichnis der „Reichsuniversität“ verzeichnet jedoch seit dem Wintersemester 1942/43 eine gemeinsam mit Kurt Hofmeier durchgeführte Vorlesung zum Thema „Infektionskrankheiten“ (VL-Verzeichnis, Wintersemester 1942/43, S. 63, ebenso Wintersemester 1943/44, S. 63). Im Sommersemester 1944 boten Hofmeier und Kiehl drei jeweils einstündige Veranstaltungen aus dem Bereich der Kinderheilkunde an: Einen „Impfkurs“, einen „Kochkurs der Säuglingsernährung“ und für fortgeschrittene Studierende ein „Kinderärztliches Seminar“.
Seit kurzem wissen wir aus den Forschungen der Historikerin Dr. Dorothee Neumeier, dass Wolfgang Kiehl seit Juni 1943 als fachärztlicher Betreuer des SS-Lebensborn-Heimes „Schwarzwald“ im badischen Nordrach agierte (1). Bis zum September des Jahres 1942 beherbergte die Rothschild‘sche Lungenheilstätte in Nordrach tuberkulosekranke jüdische Frauen, die Ende September zusammen mit dem ärztlichen Leiter der Anstalt, Dr. Nehemias Wehl, nach Treblinka deportiert worden waren (2). Gebäude und Inventar wurden „arisiert“ und ein Entbindungsheim des „Lebensborn e.V.“ eingerichtet, in dem bis zum Frühjahr 1945 240 Kinder geboren wurden. Die Verbindungen zwischen dem SS-Lebensborn und den pädiatrischen Einrichtungen der „Reichsuniversität Straβburg“ sind noch ein Desiderat der historischen Forschung.
(1) Neumaier, Dorothee: Das Lebensbornheim "Schwarzwald" in Nordrach 1942-1945, in: Haumann, Heiko/Uwe Schellinger (Hg.): Vom Nationalsozialismus zur Besatzungsherrschaft. Fallstudien und Erinnerungen aus Mittel- und Südbaden, Heidelberg u.a.: Verlag Regionalkultur, 2018, 83-101.
(2) Schellinger, Uwe u.a.: Deportiert aus Nordrach. Das Schicksal der letzten jüdischen Patientinnen und Angestellten des Rothschildt-Sanatoriums (herausgegeben vom Historischen Verein für Mittelbaden - Mitgliedergruppe Nordrach), Zell am Harmersbach: Verlag Schwarzwälder Post, o.J. [2009].
Gabriele Moser
Repères
Localisations
- Berlin (Allemagne)
- Freiburg im Breisgau (Allemagne)[1]
- Königsberg in Preussen (Allemagne)[1]
- - 15 août 1934 : Berlin (Allemagne)[1]
- 26 août 1939 - 15 septembre 1940 : Kriegseinsatz[1]
- 1 avril 1936 - 19 janvier 1942 : Berlin (Allemagne) Kaiserin-Auguste-Viktoria-Haus[1]
- 20 janvier 1942 - : Ostfront (Union soviétique)[1]
- 1 juillet 1942 - 1944 : Straβburg (France)[1]
- mars 1945 - : Potsdam-Babelsberg (Allemagne) Dietrich-Eckart-Str. 22[2]
- 1943 - 1944 : Nordrach (Allemagne)[3]
- 13 août 1945 - 1975 : Wernigerode / Harz (Allemagne) Forckestrasse 2[4]
Nationalités
Confessions
Publications
- Kiehl, Wolfgang. Zur Beurteilung der Wirkung arteigenen Diphthereie-Antitoxins. Klinische Wochenschrift 22 (1943) : n.b.
- Kiehl, Wolfgang. Zur Frage der Wirkung arteigenen Diphtherieantitoxins. Tierexperimentelle Untersuchungen. Die bisherigen Erfahrungen am Menschen mit Blut- und Rekonvaleszentenserumtransfusionen. Monatsschrift für Kinderheilkunde 90 (1942) : n.b.. [Habilitationsschrift]
- Kiehl, Wolfgang. Über Myotonia congenita (Thomsen) unter besonderer Berücksichtigung der frühkindlichen Erscheinungsformen. Archiv für Kinderheilkunde 118 (1939) : n.b.
- Kiehl, Wolfgang. Über angeborenen Totalprolaps. Archiv für Kinderheilkunde 119 (1940) : n.b.
- Kiehl, Wolfgang. Über die Beeinflussung der Schick-Reaktion durch Leerserum (Diss. Berlin 1936). Monatsschrift für Kinderheilkunde 66 () : 339-351
Relations
Évalué par
- Otto Bickenbach ( - )→
- Eugen Niels Haagen ( - )→
Disciple de
- Kurt Hofmeier ( - )→
- Georg Bessau ( - )→
Liens à institutions
Berlin
Références
- Neumaier, Dorothee. Das Lebensbornheim "Schwarzwald" in Nordrach. Marburg : Tectum Verlag, 2017
- Neumaier, Dorothee. Das Lebensbornheim "Schwarzwald" in Nordrach 1942-1945. In:Vom Nationalsozialismus zur Besatzungsherrschaft. Fallstudien und Erinnerungen aus Mittel- und Südbaden, , 83-101. Heidelberg : Verlag Regionalkultur, 2018
- Schellinger, Uwe. Deportiert aus Nordrach. Das Schicksal der letzten jüdischen Patientinnen und Angestellten des Rothschildt-Sanatoriums (herausgegeben vom Historischen Verein für Mittelbaden - Mitgliedergruppe Nordrach). Zell am Harmersbach : Schwarzwälder Post,
- Moser, Gabriele. Staat, Staatsbürger, Ausgrenzung. Normalität im NS-Staat. (Radiologie in der NS-Zeit, Teil 1.) Fortschritte aus dem Gebiet der Röntgenstrahlen 186 (2014), Nr. 1, 19-23.
- Fischer, Andreas. Rolf Eckerlin zeigte. Erinnerung an verdienten Mediziner. Volksstimme (Sachsen-Anhalt), vom 18.9.2014, o. S.
- Lilienthal, Georg. Der "Lebensborn e.v.". Ein Instrument nationalsozialistischer Rassenpolitik. Frankfurt/main: Fischer Taschenbuch, 1993.
À propos de cette page
Rédaction : ©Marquart, ©G.moser