Wolfgang Lehmann
Wolfgang Lehmann | |
---|---|
First name | Wolfgang |
Last name | Lehmann |
Gender | masculin |
Birth | 31 August 1905 (Halle an der Saale) |
Death | 29 January 1980 (Mönkeberg/Kiel) |
Licence to practise medicine | 1933 |
Profession | Arzt |
Title | Prof. Dr. med. |
Spécialités | Rassenhygiene, Menschliche Erblehre |
Wolfgang Lehmann war ab dem 1.1.1943 außerordentlicher Professor für menschliche Erblehre und Rassenhygiene und Direktor des Instituts für Rassenbiologie an der RUS.
Biography
Lehmann stammte aus einer wohlhabenden Bankiersfamilie in Halle an der Saale. Nach seinem Abitur 1925 studierte er zunächst Biologie und Anthropologie in Königsberg, Wien und Halle. 1927 nahm er an einer Expedition auf die kleinen Sunda-Inseln (damals zugehörig zu Niederländisch-Indien) mit dem Zoologen Bernhard Rensch teil.[1] Anschließend studierte er Medizin in Kiel, Hamburg und Düsseldorf.[2]
Nach seiner Promotion 1933 ging er als Assistent unter Otmar von Verschuer und Eugen Fischer an das Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik. 1935 wechselte er an die Universität Breslau, wo er Assistenzarzt in der Medizinischen Universitätsklinik unter Kurt Gutzeit wurde.[3] 1939 habilitierte er sich mit einer Arbeit zu "Zwillings- und Familienuntersuchungen zur Erbpathologie der Hyperthyreose" für das Fach "Menschliche Erblehre."[4] 1941/42 leistete Lehmann Kriegsdienst; er nahm zunächst am Frankreich-Feldzug teil und war dann Stabsarzt auf der Krim.[5]
Im November 1942 erhielt er den Ruf an die "Reichsuniversität" Straßburg, laut Alexander Pinwinkler auch aufgrund der Unterstützung Otmar von Verschuers.[6] Am 7.10.1942 schreibt Lehmann an Verschuer: „Mich reizt vor allen Dingen, dort nach eigenen Plänen und Vorstellungen ein Institut aufzubauen. [...] Schließlich denke ich mir, dass im Elsass als Neuland wichtige bevölkerungsbiologische-rassenhygienische Untersuchungen notwendig sind.“ [7]
Zum 1.1.1943 tritt Lehmann die Professur in Straßburg an und begann mit dem Aufbau des Instituts, das sich in den Räumen des Forschungsinstituts der medizinischen Fakultät befand.[8] Im Titel "Institut für Rassenbiologie" spiegelt sich Lehmanns angestrebte "Klammer"[6] zwischen anthropologisch geprägter Rassenhygiene und medizinisch geprägter Erbbiologie wieder.
Im Sommersemester 1943 las Lehmann zur "Menschlichen Erblehre als Grundlage der Rassenhygiene" und zur "Bevölkerungspolitik".[9] In seiner gesamten Zeit in Straßburg entstanden unter seiner Direktion 5 Doktorarbeiten. Lehmann selbst publizierte 1943/44 nur Rezensionen.[10]
Lehmann betätigte sich in Straßburg auch als erbbiologischer Gutachter im Auftrag der zuständigen Parteiämter. Es sind nur vereinzelte Gutachten überliefert. Wie viele er tatsächlich ausstellte, ist nicht bekannt.[11]
Der Historiker Günther Franz behauptete später, er habe zusammen mit Lehmann und Josef Lefftz einer Arbeitsgruppe an der RUS angehört, die u.a. rassenkundliche Gutachten über die Bewohner des elsässichen Münstertals angefertigt haben soll.[12]
1944 konnte Lehmann vor dem Einmarsch der Allierten in Straßburg über den Rhein fliehen. Ab 13.1.1945 befand sich Lehmann in Tübingen, bis zum 14.4.1945, wenige Tage vor Besetzung durch die Franzosen 414.[13]
Nach der Entnazifizierung galt Lehmann als "politisch entlastet". Er betrieb zunächst eine Praxis in Schleswig-Holstein.[13]
Ab dem 12.12.1948 hatte er einen Lehrauftrag in Kiel inne, laut Niels Lösch nach dem Krieg eine Hochburg ehemaliger Fischer-Schüler.[14] 1951 war er dort Gastprofessor für die Erbbiologie des Menschen, ab 1952 war er wieder Lehrbeauftragter.[15]
Ab 1950 war er Sachverständiger für Vaterschaftsgutachten der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie.[16]
Ab 1956 war Lehmann außerordentlicher Professor für Humangenetik an der Universität Kiel.[3] 1964 schließlich wurde er Ordinarius und Leiter des neu gegründeten Instituts für Humangenetik.[17]
Unter anderem beschäftigte Lehmann sich nun mit Strahlenschädigungen der Erbanlagen, einem Kernthema der Humangenetik in der Nachkriegszeit, auch als Folge einer finanziellen Förderung durch die 1955 gegründete Deutsche Atomkommission. So nahm Lehmann 1959 an einer Tagung des Arbeitskreises Strahlenbiologie der Deutschen Atomkommission teil.[16] [18]
Mitgliedschaften:
NSDAP (2 218 127 seit dem 1.5.33); NS-Lehrerbund (Nr 311 620, seit 15.11.1934)[2] NS-Ärztebund [3]
Landmarks
Locations
Nationalities
Confessions
- Protestant[19]
Publications
- Lehmann, Wolfgang ; Heberer, Gerhard. Die anthropologischen Arbeiten der Sunda-Expedition Rensch 1927 (Vorläufige Mitteilung). Anthropologischer Anzeiger 5 (1928) : 76-78
- Lehmann, Wolfgang. Blutgruppenuntersuchungen im Malayischen Archipel (Buginesen und Makassaren von Celebes). Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie 27 (1928) : 117-127
- Lehmann, Wolfgang. Eine neue Methode der passiven Übertragung einer Überempfindlichkeit auf Meerschweinchen. Archiv für Dermatologie und Syphilis 167 (1933) : 634-643
- LEHMANN Anthropologische Beobachtungen auf den k IJAUR4YS
- Lehmann, Wolfgang. Die Bedeutung der Erbveranlagung bei der Entstehung der Rachitis. Zeitschrift für Kinderheilkunde 57 (1935) : 603-643
- Lehmann, Wolfgang. Einige Erblichkeitsfragen in der Kinderklinik. Stuttgart : , 1935
- Lehmann, Wolfgang. Zwillingspathologische Untersuchungen über die dystrophische Diathese. Zeitschrift für Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre 70 (1935) : 472-476
- Lehmann, Wolfgang ; Kuhlmann, Fritz. Röntgenologische Untersuchungen an Rachitischen Zwillingen. Ein Beitrag zur Erblichkeit der Rachitis. Klinische Wochenschrift 15 (1936) : 50-52
- Lehmann, Wolfgang. Zur Erbpathologie der Hyperthyreosen. Zeitschrift für Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre 73 (1937) : 531-535
- LEHMANN Zwillings und Familienuntersuchungen zu YQQS47W3
- Lehmann, Wolfgang ; Parade, G. W. Angina Pectoris bei Erbgleichen Zwillingen. Klinische Wochenschrift 17 (1938) : 1036-1040
- Lehmann, Wolfgang ; Ritter, Reinhold. Die Stellung der Lippen-Kiefer-Gaumenspaltenträger im Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses. Zeitschrift für menschliche Vererbungs-und Konstitutionslehre 23 (1939) : 1-16
- Gutzeit, K. ; Lehmann, Wolfgang. Erbpathologie des Verdauungsapparates. In:Handbuch der Erbbiologie des Menschen. Band 4: Erbbiologie und Erbpathologie Körperlicher Zustände und Funktionen. II. Innere Krankheiten, , . Berlin : J. Springer, 1940
- Lehmann, Wolfgang. Besprechung von F. Dubitscher, Asoziale Sippen. Erb- und sozialbiologische Untersuchungen. Der Erbarzt 10 (1942) : 265f.
Relationships
Thesis supervisor of
- Hans Schmieder ( - )→
- Gerhard Mathias ( - )→
- Theodor Westphal ( - )→
- Reinold Graf ( - )→
- Heinz Purper ( - 1944)→
- Manfred von Darl ( - 31 May 1944)→
- Walther Morgenthaler ( - 31 May 1944)→
- Herbert Wiegrefe ( - 28 June 1944)→
- Friedrich August Maier ( - 30 June 1944)→
- Fritz Helmut Kuerschner ( - 20 September 1944)→
- Heinz Reinicke ( - 11 October 1944)→
- Edith Schneider ( - 17 October 1944)→
- Hermann Schell ( - 18 October 1944)→
- Werner Bohn ( - 30 October 1944)→
- Richard Stix ( - 31 October 1944)→
- Gottfried Schaible ( - 1945)→
Hierarchical superior of
- Hans Grimm (1944 - 1944)→
Links to institutions
Institut für Rassenbiologie, RUS
References
- Lehmann, Harald. Ein Leben für die Humangenetik. Prof. Dr. med. Wolfgang Lehmann, 1905-1980. Curriculum vitae. Berlin : Pro Business, 2007
- Pinwinkler, Alexander. Der Arzt als 'Führer der Volksgesundheit'? Wolfgang Lehmann (1905-1980) und das Institut für Rassenbiologie an der Reichsuniversität Straßburg. Revue d'Allemagne et des Pays de Langue Allemande 43 (2011) : 401-418
- edLehmann, Wolfgang. , . https://wbis.degruyter.com/biographic-document/D677-196-5, Last accessed2019-02-20 00:00:00
À propos de cette page
Rédaction : ©Marquart
- ↑ Pinwinkler, Alexander. Der Arzt als 'Führer der Volksgesundheit'? Wolfgang Lehmann (1905-1980) und das Institut für Rassenbiologie an der Reichsuniversität Straßburg. Revue d'Allemagne et des Pays de Langue Allemande 43 (2011) : 401-418. , S. 403.
- ↑ 2,0 et 2,1 Wechsler, Patrick. La Faculté de médicine de la "Reichsuniversität Straβburg" (1941-1945) à l'heure nationale-socialiste. Diss. med.. Strasbourg, 1991. , S. 144.
- ↑ 3,0 3,1 et 3,2 Klee, Ernst. Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main : Fischer, 2005. , S. 363.
- ↑ Pinwinkler, Alexander. Der Arzt als 'Führer der Volksgesundheit'? Wolfgang Lehmann (1905-1980) und das Institut für Rassenbiologie an der Reichsuniversität Straßburg. Revue d'Allemagne et des Pays de Langue Allemande 43 (2011) : 401-418. , S. 404.
- ↑ Pinwinkler, Alexander. Der Arzt als 'Führer der Volksgesundheit'? Wolfgang Lehmann (1905-1980) und das Institut für Rassenbiologie an der Reichsuniversität Straßburg. Revue d'Allemagne et des Pays de Langue Allemande 43 (2011) : 401-418. , S. 406.
- ↑ 6,0 et 6,1 Pinwinkler, Alexander. Der Arzt als 'Führer der Volksgesundheit'? Wolfgang Lehmann (1905-1980) und das Institut für Rassenbiologie an der Reichsuniversität Straßburg. Revue d'Allemagne et des Pays de Langue Allemande 43 (2011) : 401-418. , S. 407.
- ↑ AMPG, NL von Verschuer, Korrespondenz, Lehmann an von Verschuer, 7.10.1942; zitiert aus Pinwinkler S. 407
- ↑ Pinwinkler, Alexander. Der Arzt als 'Führer der Volksgesundheit'? Wolfgang Lehmann (1905-1980) und das Institut für Rassenbiologie an der Reichsuniversität Straßburg. Revue d'Allemagne et des Pays de Langue Allemande 43 (2011) : 401-418. , S. 411.
- ↑ Reichsuniversität Straßburg. Personal- und Vorlesungs-Verzeichnis Sommer-Semester 1943. Straßburg : Heitz, 1943. , S. 63.
- ↑ Pinwinkler, Alexander. Der Arzt als 'Führer der Volksgesundheit'? Wolfgang Lehmann (1905-1980) und das Institut für Rassenbiologie an der Reichsuniversität Straßburg. Revue d'Allemagne et des Pays de Langue Allemande 43 (2011) : 401-418. , S. 408.
- ↑ Pinwinkler, Alexander. Der Arzt als 'Führer der Volksgesundheit'? Wolfgang Lehmann (1905-1980) und das Institut für Rassenbiologie an der Reichsuniversität Straßburg. Revue d'Allemagne et des Pays de Langue Allemande 43 (2011) : 401-418. , S. 410.
- ↑ Pinwinkler, Alexander. Der Arzt als 'Führer der Volksgesundheit'? Wolfgang Lehmann (1905-1980) und das Institut für Rassenbiologie an der Reichsuniversität Straßburg. Revue d'Allemagne et des Pays de Langue Allemande 43 (2011) : 401-418. , S. 410f..
- ↑ 13,0 et 13,1 Pinwinkler, Alexander. Der Arzt als 'Führer der Volksgesundheit'? Wolfgang Lehmann (1905-1980) und das Institut für Rassenbiologie an der Reichsuniversität Straßburg. Revue d'Allemagne et des Pays de Langue Allemande 43 (2011) : 401-418. , S. 414.
- ↑ Lösch, Niels. Rasse als Konstrukt: Leben und Werk Eugen Fischers. Frankfurt am Main : Lang, 1997. , S. 484.
- ↑ edLehmann, Wolfgang. , . https://wbis.degruyter.com/biographic-document/D677-196-5, Last accessed2019-02-20 00:00:00. , Volbehr, Friedrich; Weyl, Richard: Professoren und Dozenten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1665-1954. 4. Aufl. Kiel: Hirt, 1956..
- ↑ 16,0 et 16,1 Pinwinkler, Alexander. Der Arzt als 'Führer der Volksgesundheit'? Wolfgang Lehmann (1905-1980) und das Institut für Rassenbiologie an der Reichsuniversität Straßburg. Revue d'Allemagne et des Pays de Langue Allemande 43 (2011) : 401-418. , S. 415.
- ↑ Pinwinkler, Alexander. Der Arzt als 'Führer der Volksgesundheit'? Wolfgang Lehmann (1905-1980) und das Institut für Rassenbiologie an der Reichsuniversität Straßburg. Revue d'Allemagne et des Pays de Langue Allemande 43 (2011) : 401-418. , S. 416.
- ↑ Klee, Ernst. Deutsche Medizin im Dritten Reich: Karrieren vor und nach 1945. Frankfurt am Main : S. Fischer, 2001. , S.268f..
- ↑ edLehmann, Wolfgang. , . https://wbis.degruyter.com/biographic-document/D677-196-5, Last accessed2019-02-20 00:00:00.